Festgelegt wurde die EU-Verordnung 1222/2009 bereits im November 2009, um schließlich am 1. November 2012 von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet im Kraft zu treten. „Den Verbrauchern“, so Michel Rzonzef, bei Goodyear für das Geschäft in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika verantwortlich, „ist die neue Regelung noch weitgehend unbekannt. Wir erwarten aber, dass das Label in der kommenden Sommerreifensaison zum ersten Mal deutliche Auswirkungen auf die Kaufentscheidung haben wird.“ Beim vergangenen Winterreifengeschäft, darin ist sich die Branche einig, war das noch nicht der Fall. Was auch daran liegt, dass wichtige Leistungskriterien von Winterreifen wie das Bremsen und die Haftung bei niedrigen Temperaturen oder auch Eis und Schnee vom Label gar nicht erfasst werden.
Eine Schwäche des neuen Labels liegt aber auch darin, dass die Einstufung von den Herstellern selbst vorgenommen und offiziell nicht weiter kontrolliert wird. So rollte zum Beispiel in der abgelaufenen Wintersaison der japanische Hersteller Yokohama zum Erstaunen der gesamten Branche einen Reifen mit der Einstufung A auf den Markt, der in die Kategorie C abgewertet wurde, nachdem die Konkurrenz nachgemessen hatte. Sanktionen drohen den Schummlern allerdings nicht, und auch die Abstufung war eine freiwillige Aktion von Yokohama. Eine entsprechende Verpflichtung sieht die Verordnung nicht vor. Deshalb fordert Rzonzef von den EU-Staaten, „sicherzustellen, dass Reifen mit unkorrekten Labels innerhalb der EU nicht verkauft werden. Die Kunden können dem Label nur dann vertrauen, wenn sie sich auf die dargestellten Daten verlassen können.“
Bisher ist in Deutschland noch nicht geklärt, wer die Kontrollen organisieren und vor allem bezahlen soll. Der Bund fühlt sich nicht verantwortlich und hat die Verantwortung für die Kontrolle an die Länder weitergegeben. Dort ist bisher aber noch keine Entscheidung gefallen, wie, wann und von wem die Einstufung der Reifen überprüft werden soll.