Insbesondere die im Gesetz formulierte Kostenneutralität bietet Anlass zur Kritik „Ich frage mich, wie mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderung ohne Mehrkosten realisiert werden soll“, äußerte Hans-Joachim Grätsch im Gespräch. Viele der zukünftigen Auswirkungen seien noch nicht in allen Einzelheiten absehbar. Es sei aber zumindest vielversprechend, dass es offensichtlich seitens des Bundes die Absicht gäbe, hier gegebenenfalls auch nachzusteuern.
Ein Problem bei der Finanzierung der Betreuungs- und Wohnplätze ist die Einstufung der Menschen mit Behinderung bei besonderem Betreuungsbedarf. Dieser besondere Betreuungsbedarf ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Unsere Gesellschaft altert. Damit steigt auch der Pflege- und Betreuungsbedarf der zunehmend älteren Menschen mit Behinderung. Weiterer Kostenfaktor ist, dass sich die Arbeitsstruktur in den Werkstätten deutlich geändert hat. Werkstätten sind heute in einigen Zweigen kleine Industrieunternehmen. Dadurch steigt der Bedarf an Betreuung und Aufsicht ebenfalls. Und auch wenn die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt schwierig bleibt: Es wurde betont, wie gut das neu geschaffene "Budget für Arbeit" für die Menschen mit Behinderung ist. „Wichtig ist, dass die Behinderten ein Rückkehrrecht in ihre Werkstatt haben, das nimmt enorm viele Ängste, die durchaus vorhanden sind“, sagt dazu der Werkstattleiter Ludwig Beckmann.
Dass Menschen mit Behinderung mit entsprechender Anleitung tolle Arbeitsergebnisse abliefern können, zeigte der zweite Teil meines Besuchs, u.a. in der Holzwerkstatt. Die jungen Männer sind zu Recht stolz auf ihre Arbeitsergebnisse, die man auch käuflich in den Werkstätten am Heuweg 82-84 erwerben kann. „Die Begeisterungsfähigkeit, der Stolz und Freude, mit der hier z.B. Möbel für Kindertagesstätten, aber auch andere Holzdekoarbeiten hergestellt werden, öffnet einem das Herz“, sagte Kathrin Wagner-Bockey abschließend und versprach, sich bei einem weiteren Besuch andere Teile der Werkstätten intensiver anzuschauen.