„Verletzungen der Subscapularsehne sind häufiger als angenommen“, sagt Privatdozent Dr. Jörn Kircher, Leiter der Schulter- und Ellenbogenchirurgie der Klinik Fleetinsel Hamburg. Oft werde diesen Verletzungen jedoch zu wenig Beachtung geschenkt – und das, obwohl sie starke Schulterbeschwerden auslösen können.
Die Subscapularsehne bildet den vorderen Anteil der Rotatorenmanschette. Sie unterstützt die Innenrotation der Schulter und trägt wesentlich zur Schulterzentrierung bei. Eine funktionstüchtige Subscapularissehne wird zum Beispiel für Wurfbewegungen benötigt oder wenn man etwas von hinten nach vorne zieht.
Vor allem bei einem Sturz auf den Arm kann es zum Reißen oder Einreißen der Subscapularsehne kommen. Beim älteren Menschen liegt oft eine schleichend verlaufende Schwächung des spröde gewordenen Sehnenansatzes vor, so dass auch ohne Unfallereignis ein Abriss möglich ist.
Typische Symptome bei einem Sehnenriss sind starke Schmerzen, auch in Ruhe. „Die Schulter kann nicht mehr nach innen gedreht werden. Einfache Alltagstätigkeiten wie zum Beispiel das Säubern einer Tischplatte sind nicht mehr möglich“, sagt Dr. Kircher.
Die Diagnose einer Subscapularsehnen-Ruptur ist nicht leicht. „Studien zeigen, dass der Riss mitunter im Ultraschall und MRT nicht deutlich zu erkennen ist. Wichtig sind daher vor allem eine genaue Befragung sowie körperliche Untersuchung des Patienten“, sagt Dr. Kircher. Deutet alles – inklusive MRT – auf einen Riss der Sehne hin, führt der Arzt eine Arthroskopie (Gelenkspieglung) durch. Der Blick ins Innere der Schulter offenbart dann die Verletzung.
Im Rahmen der Arthroskopie wird die defekte Sehne gleich befestigt. Bisher war es üblich, die Subscapularsehne mit einer einfachen Naht am Knochen wieder zu befestigen. Dr. Kircher: „Das Risiko eines erneuten Risses ist aber bei dieser Operationsmethode sehr hoch, da die Schulter im Alltag oft stark beansprucht wird. Diese einfache Naht hielt der Belastung leider oft nicht stand.“
Jetzt gibt es eine neue Operationsmethode, mit der dieses Problem beseitigt wird: das sogenannte SCP-Interlocking. SCP steht für Subscapularsehne. Interlocking beschreibt die neue Art, wie der Faden an der Schulter vernäht wird. Bei dem SCP-Interlocking handelt es sich um ein alternatives Nahtverfahren.
Dr. Kircher erklärt: „Zunächst wird ein Fadenanker an oberste Stelle der Schulter angebracht. Von diesem Anker gehen Fäden aus und mit diesen Fäden wird die gerissene obere Sehnenrand nun wieder befestigt. Dabei wird kein einfacher Stich gemacht wie man es vom Zusammennähen eines Stück Stoffes kennt, sondern nach jedem Stich wird der Faden in eine Schlaufe gelegt. Der Faden wird dann durch diese Schlaufe gezogen. Zieht man vorsichtig am freien zweiten Faden, wird die Sehne in Richtung Nahtanker positioniert. Es folgen weitere Stiche mit weiteren Schlaufen. Die Fäden verblocken sich im jeweils liegenden Nahtmaterial.“ Als Resultat liegt eine verblockende (interlocking) Nahtkonfiguration vor.
Die Vorteile des neuen Verfahrens: Die entstandene Naht ist viel stabiler. Der Patient kann seine Schulter maximal belasten, ohne Folgeverletzungen zu befürchten.
Die neue Operationsmethode wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Bisher wird dieses neue Verfahren nur in der Klinik Fleetinsel Hamburg angewandt.