Geesthacht (LOZ). Am Internationalen Museumstag stellte vor wenigen Tagen der Heimatbund und Geschichtsverein Bezirksgruppe Geesthacht im GeesthachtMuseum! vor allem das selber Mitmachen in den Mittelpunkt. So war unter anderem die historische Druckwerkstatt geöffnet. Aber auch alte Handwerkstechniken standen im Mittelpunkt des Tages.
Wie wird Wolle gesponnen und was macht eine Spindel? Die Besucherinnen und Besucher konnten sich beim Museumstag im GeesthachtMuseum! selber einmal an einem echten Spinnrad ausprobieren. Dabei ist vor allem Rhythmusgefühl gefragt, denn das Spinnrad und damit auch die Spindel, auf die das Garn aufgerollt wird, muss mit Hilfe eines Fußpedals in Bewegung gesetzt und gehalten werden. Der Spinnprozess beginnt, indem die vorbereiteten Fasern an der Spule des Spinnrads befestigt werden. Eine kleine Menge der Fasern wird zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten und zur Spitze der Spindel geführt. Dann heißt es gleichmäßig Treten um die Spindel zu drehen. Dabei wird das Garn um die Spindel gewickelt. „Für viele der Interessierten ist es am Anfang gar nicht so einfach, aber man kommt doch relativ schnell in den passenden Rhythmus“, erklärt Thea Knust, die selbst seit Jahren das Spinnen für sich als Hobby entdeckt hat.
Auch die alte Handwerkstechnik des Bandreißens konnte beim Internationalen Museumstag im GeesthachtMuseum! ausprobiert werden. Das Bandreißen ist ein traditionelles Handwerk, bei dem aus Weidengehölz Reifen für die Ummantelung von Holzfässern hergestellt wurden. Dies war auch in Geesthachts früheren Fabriken ein wichtiger Berufszweig. Dies konnten häufig als „Heimarbeit“ - auch durch Kinder und Frauen - ausgeübt werden, so dass sie der ganzen Familie wirtschaftliche Möglichkeiten eröffneten. Im Jahre 1758 waren von 42 Geesthachter Gewerbetreibenden 13 Bandreißer. 1840 waren es bereits 36 von 81 Handwerkern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts zählten die Bandreißer und Korbmacher zur „Obersicht“ und Geesthacht erhielt den Beinamen „Bandreißerdorf“. Ab 1900 ging die Zahl der Bandreißer deutlich zurück. Sie fanden meist eine besser bezahlte Arbeit in den Pulver- und Sprengstofffabriken Düneberg und Krümmel. 1914 schloss die Glasfabrik und die selbständigen Bandreißer stellten ihre Produktion ein, als das Bandholz für Kriegszwecke beschlagnahmt wurde.
Doch wie funktioniert das Bandreißen? Nach dem Abschlagen der Weiden und dem „Weißen“ der Ruten (Schalung und Waschung) verarbeiteten die Bandreißer die Weiden zum fertigen Produkt (dem Weidenreifen). Der Weidestock wurde dabei in drei Bänder gerissen, daher auch der Name - Bandreißer. Diese Bänder wurden anschließend so lange mit einem „Tochtmesser“ bearbeitet - bis sie sich gleichmäßig biegen ließen. Für länger Zeit in Wasser eingeweicht konnten sie dann am Ende in einer Biegemaschine oder von Hand zu Reifen gebogen werden. Dies konnten Besucherinnen und Besucher unter Anleitung von Mitgliedern des Heimatbund und Geschichtsvereins selbst auch einmal ausprobieren.