Geesthacht (LOZ). Am 16. Juli hatte die Geesthachter SPD zu ihrer zweiten Veranstaltung anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Stadtrechte“ eingeladen. 100 Jahre Stadtrechte heißt 100 Jahre ehrenamtliche Kommunalpolitik. Rund 40 Gäste lauschten den Vorträgen.
Zu Beginn warf Helmut Knust, Vorsitzender des Heimatbund- und Geschichtsvereins, einen Blick zurück auf die Jahre um 1924. Die goldenen 1920er Jahre erlebte Geesthacht nicht. Geprägt waren diese Jahre in Geesthacht von Arbeitslosigkeit (bis zu 70%), Wohnungsnot, dem großen Brand 1928, harten politischen Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten und Protesten von Arbeitslosen. Diese Auseinandersetzungen gipfelten in der Schlacht am Runden Berg mit Toten und Verletzten. Sie brachte Geesthacht den Ruf „Klein-Moskau“ an der Elbe ein. Ein Gerücht ist es allerdings, dass es deswegen einen Roten Platz in Geesthacht gibt.
Uwe Kurt, Lehrer und ehemaliger SPD-Schuldezernent (1986-1990) schilderte eindrucksvoll die Kämpfe um die Geesthachter Gesamtschule, heutige Alfred-Nobel-Schule (ANS). Mit den Stimmen von SPD und Grünen forderte Geesthacht 1988 von Kiel die Einrichtung einer Gesamtschule. Björn Engholm (SPD) hatte Uwe Barschel (CDU) als Ministerpräsident abgelöst. Der Weg für neue Ideen in der Bildungspolitik war frei. Nach hart erkämpfter Genehmigung aus Kiel gründete sich in Geesthacht die Gesamtschule, zunächst in den Räumen der Buntenskampschule. Der Neubau der Schule am Neuen Krug wurde als Anbau der Förderschule beantragt, da ein reiner Schulneubau nicht förderungsfähig war. Die neue Gesamtschule war damit zugleich die erste inklusive Schule in Geesthacht. 1995 wurde die Integrierte Gesamtschule eingeweiht. Schüler und Schülerinnen aller Schularten des damals noch dreigliedrigen Schulsystems besuchten diese Schule. Jeweils 100 Schüler pro Jahrgang nahm die ANS auf. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Jahre 2010 wurde die ANS im neuen zweigliedrigen Schulsystem eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe. Geesthacht war mit der politisch hart umstrittenen frühen Entscheidung für eine integrierte Gesamtschule bildungspolitisch der Zeit weit voraus gewesen. Für diese Schule haben ehrenamtliche SPD-Ratsmitglieder wie Uwe Kurt, Heike Treffan (Dezernentin 1990-1994) und Jürgen Vollbrandt (Fraktionsvorsitzender) engagiert gestritten. Bürgermeister Peter Walter setzte sich in Kiel vehement für den Geesthachter Ratsbeschluss ein.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister widmete sich dem Schwimmen und Baden in Geesthacht. Als ehrenamtliche Stadtwerke-Dezernentin (1986-1990) verantwortete Petra Burmeister (geborene Wollschläger) damals den ersten Umbau des Freizeitbades.
Bereits im Jahre 1905 eröffnete eine erste Badestelle am Elbufer. 1928 beschloss die Geesthachter Stadtpolitik, ein Strandbad zu errichten. Aus Notstandsgeldern, die Hamburg bewilligte, entstand ein Strandbad mit Liegewiese, Umkleideräumen, Strandkörben in der Nähe des heutigen Freizeitbades. Nach dem 2. Weltkrieg wurde ab 1948 wieder in der Elbe geschwommen in einer „Badeanlage“. Meldungen über viele verunglückte Schwimmer und Badegäste zeigten die Gefahren. 1955 kündigte das Wasser- und Schifffahrtsamt die Genehmigung der Badestelle. Mit dem Bau von Wehr und Schleuse wurde das Baden am Hafen in der Elbe endgültig zu gefährlich.
Der Beschluss zum Bau eines Freibades wurde 1957 gefasst und – für heutige Verhältnisse – zügig umsetzt. Bereits im Mai 1961 eröffnete das Geesthachter Freibad mit noch unbeheizten Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken, Planschbecken, Rutsche und Sprungturm. 3.000 Besucher und Besucherinnen feierten die Eröffnung der „Badeanstalt“. Im Jahr 1969 folgte die Beheizung des Wassers – auch dank einer Spende des Hertie-Kaufhauses. Von 1985 (Beschluss, Baubeginn 1986) bis 1988 wurde das Freibad erstmals saniert und aufgepeppt. Neue Filtertechnik, Beckensanierung, neue Außenanlagen, Sanierung der Umkleidekabinen, Riesenrutsche, Solaranlage gehörten zur Sanierung und dem Umbau in drei Bauabschnitten. Erstmalig schloss das Freibad für eine Saison im verregneten Sommer 1987. Die peu a peu mit jedem Bauabschnitt gestiegenen Baukosten erregten die politischen Gemüter und beschwerten der lokalen Presse genügend Stoff für das Sommerloch 1987. Im Mai 1988 kamen 1.300 Badegäste zur Neueröffnung. Im Juni 1988 weihte der neu gewählte Bürgermeister Peter Walter das Freibad im Rahmen eines Sportfestes mit Geesthachts Partnerstädten vor vielen Gästen ein.
In den 1990er Jahren erlebte das Freizeitbad – wie es jetzt hieß – seine Hochzeiten mit bis zu 200.000 Badegäste im Jahr. Es wurde eines der beliebtesten Freibäder in Norddeutschland.
Im Jahre 2016 begannen die Planungen und Gespräche für die nächste Sanierung. Im Jahr 2020 war es soweit – nach einem Corona-Badesommer. Die nächste Freibadsanierung begann und benötigte – entgegen der ursprünglichen Planung – ebenfalls zwei Jahre. Das Freizeitbad blieb 2021 geschlossen. Da ohnehin noch Corona herrschte, hielt sich der Schaden in Grenzen. Im Jahr 2022 eröffnete dafür ein attraktives und saniertes Freizeitbad mit neuen Attraktionen: drei Rutschen, ein Kurs- und Erlebnisbecken, Strömungskanal und Schaukelbucht, ein vergrößerter Kleinkindbereich sind jetzt der Mittelpunkt. Heizungs- und Filtertechnik wurden erneuert, nicht zu sehen, aber sehr wichtig für einen sicheren Betrieb.
Aktuell wird über ein Hallenbad auf dem Gelände des Freibades diskutiert. Der Kreistag hat beschlossen, mit Geesthacht Verhandlungen über den Bau eines Hallenbades im Südkreis zu führen. Ziel ist, ganzjährig Schwimmen und Schwimmenlernen zu ermöglichen. Ergebnis offen – nicht zuletzt wird es um Geld bzw. die damit verbundenen Kosten für die Stadt gehen.