Geesthacht (LOZ). Die Stadt Geesthacht flaggt orange: Um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und in Partnerschaften zu setzen, schließt sich die Stadt der Kampagne „Orange The World“ an. Initiiert wurde diese von „UN Women Deutschland“, die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas als Schirmherrin für die Kampagne gewinnen konnte.
Häusliche Gewalt und Partnerschaftsgewalt sind kein individuelles Problem. Gesellschaftliche Normen und Geschlechterrollen begünstigen die Gewalt und schaffen eine Kultur des Schweigens und der Akzeptanz, die es den Betroffenen erschwert, Hilfe zu suchen und Gerechtigkeit zu erfahren“, betont Geesthachts Gleichstellungsbeauftragte Anja Nowatzky. „2023 lag die Zahl versuchter Femizide bei 938. Davon wurden 360 vollendet. Das heißt, jeden Tag stirbt in Deutschland eine Frau, nur weil sie eine Frau ist! Nicht nur, dass das Thema sowieso fassungslos und fast sprachlos macht. Es ist auch mit immens hohen Kosten, zum Beispiel für Polizei, Justiz, Frauenhäuser, Gesundheitswesen, Krankheit, Arbeitslosigkeit, und Traumata bei Kindern verbunden. Kosten in Milliardenhöhe, die diese Form der männlichen Gewalt den Staat, also uns alle, kostet.“
Anja Nowatzky macht mit den Vertreterinnen des Geesthachter Frauenbeirats seit Jahren auf das Problem der Gewalt gegen Frauen aufmerksam – in diesem Jahr haben in Geesthacht bereits zwei Veranstaltungen stattgefunden, die sich ganz konkret mit dem Thema befassten. So haben der Geesthachter Frauenbeirat, die Gleichstellungsbeauftragte und das kleine Theater Schillerstraße gemeinsam am 24. November den Film „Morgen ist auch noch ein Tag“ gezeigt. Für den 25. November - dem Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen - kooperierten zudem der Geesthachter Frauenbeirat, die Gleichstellungsbeauftragte und die Stadtbücherei und luden an diesem Aktionstag zu der Lesung „Liebe ist gewaltig“ mit der Autorin Claudia Schumacher ein.
„Am 27. November haben wir dann die orangefarbene Fahne gehisst. Sie wird bis zum 10. Dezember 2024, dem Tag der Menschenrechte, hängen“, sagt Anja Nowatzky, die das zum Anlass nimmt, auf die hohen und gestiegenen Zahlen von Opfern der häuslichen Gewalt aufmerksam zu machen. „Bereits Anfang Juni stellten Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus das ‚Lagebild häusliche Gewalt‘ vor. Die erschreckende Statistik: Im Jahr 2023 wurden 256.276 Menschen Opfer häuslicher Gewalt. Das sind 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr und die Zahlen sind in den letzten 5 Jahren kontinuierlich gestiegen“, sagt Anja Nowatzky.
Häusliche Gewalt betreffe Menschen aller Geschlechter, Altersgruppen, sozialer Schichten und kultureller Hintergründe – allerdings seien 70,5 Prozent der registrierten Opfer weiblich und in drei von vier Fällen stünden Männer unter Tatverdacht. „Dies geht aus Zahlen hervor, die vom Bundeskriminalamt geliefert wurden. Noch deutlicher wird die Statistik bei Partnerschaftsgewalt. Hier sind 80 Prozent der Opfer weiblich und 80 Prozent der Tatverdächtigen männlich“, sagt Anja Nowatzky. „Was können wir tun? - Die steigenden Zahlen verdeutlichen, wie dringend das Thema in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt werden muss. Es muss sichtbar gemacht werden, um auch den Opfern die Inanspruchnahme der Hilfsangebote zu erleichtern.“
Zum Hintergrund:
„UN Women Deutschland“ macht vom 25. November bis 10. Dezember 2024 unter dem Motto „Stopp Gewalt gegen Frauen“ auf die Gewalt gegen Frauen, Mädchen und queere Personen aufmerksam und ruft zur Beendigung dieser Gewalt auf. Dieses Jahr liegt der Fokus der Kampagne auf der Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften, die alle zwei Tage in Deutschland für eine Frau tödlich endet. Weitere Informationen zu der Kampagne gibt es unter https://unwomen.de/orange-the-world/ im Internet.