„Als Kirche müssen wir offen sein“ – Interview mit dem neuen Probst Philip Graffam

Foto: kkll-bm
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Lübeck/Ratzeburg (LOZ). Philip Graffam ist ab August 2022 neuer Propst des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg im Herzogtum Lauenburg. Der 56-Jährige tritt die Nachfolge von Frauke Eiben an, die in den Ruhestand gegangen ist. 34 Gemeinden und 72 000 Kirchenmitglieder gehören zur Propstei.

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Interview mit Philip Graffam:

Ihr erster Arbeitstag als neuer Propst naht. Wann waren Sie das letzte Mal so nervös?

Philip Graffam: Bei der Premiere unseres letzten Theaterstückes in Lauenburg. Wir hatten im Mai 2022 ein sehr großes Theaterprojekt mit Thekila, der Theatergruppe der Kirchengemeinde Lauenburg, gestartet. Eine Woche vor der Premiere wurde ich zum Propst gewählt und hatte das Gefühl, jetzt müsse es besonders gut werden, da dies mein letztes Stück in Lauenburg war. Aber wenn ich es mir recht überlege, bin ich immer nervös, wenn ich eine neue Aufgabe übernehme.

Sie waren in Lauenburg als Pastor fest verwurzelt. Wie schwer fällt Ihnen das Abschied nehmen?

Ich hatte das Glück, dass ich mit einer großen Theateraufführung im Mai und im Juli mit unserer jährlichen Sommer-Jugendfreizeit in Schweden noch zwei wunderbare Ereignisse am Ende meiner Dienstzeit für einen guten Abschied hatte. Sie dokumentieren aber auch, was mir sehr am Herzen liegt und wo es mir schwerfällt, loszulassen: das Laientheater und die Jugendarbeit. Am schwersten fällt mir aber der Abschied von wunderbaren Menschen, die ich während meines Dienstes in Lauenburg kennen und schätzen gelernt habe.

Sie treten Ihr neues Amt in bewegten Zeiten an - wirtschaftlich und politisch, regional und global. Ist dies ein Ansporn?

Es gibt Momente, da habe ich das Gefühl meine Welt, wie ich sie liebte und kannte, bricht gerade auseinander. Unsere Demokratie ist nicht mehr selbstverständlich, der Frieden in Europa auch nicht und unter uns wohnen so viele Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Als Kirche haben wir „nur“ die Autorität der Bitte. Das heißt, wir stehen in der Verantwortung den Menschen eine Stimme zu verleihen, die gerade keine Stimme zu haben scheinen. Und als Kirche sehe ich mich immer als einen Teil der Gesellschaft und im Gemeinwesen. Das bedeutet für mich sehr viel.

Innerhalb der Kirche befindet sich vieles im Umbruch. Was ist Ihrer Auffassung nach die größte Herausforderung?

Als Kirche stehen wir vor großen Veränderungen: Wir müssen mit weniger Mitgliedern und Personal auskommen. Ich verstehe unseren Auftrag innerhalb des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg als missionarisches Wirken in einer sich stark verändernden Zeit. Als Kirche vor Ort müssen wir nahe an den Menschen sein, ihre Fragen an das Leben wahrnehmen und versuchen Antworten und Perspektiven zu finden und zu entwickeln. Dies kann nur durch ein starkes Hineinwirken in das Gemeinwesen gelingen. Der Dialog sollte auch hier immer Grundlage unseres Handelns sein. Als Kirche müssen wir offen sein. Offen für die Belange unserer Zeit. Keine Einzelperson und auch keine Kirchengemeinde kann diese großen Herausforderungen allein wuppen und schon gar nicht alleine lösen. Und ich schon gar nicht. Ein Kirchenkreis, der in Verwaltung, Diensten und Werken, Ortsgemeinden, sowie den Gaben all seiner Mitglieder zusammenwirkt aber schon. Darin mitzuwirken, dazu bin ich sehr bereit.

Die Jugendarbeit lag und liegt Ihnen besonders am Herzen. Wie kann - vielleicht auch aus Ihren Erfahrungen heraus - gelingen, Menschen wieder für Glauben und Kirche zu begeistern?

Wenn wir authentisch sind! Kinder und Jugendliche merken sofort, wenn wir Erwachsenen nicht echt sind. Aber sie brauchen nach meinem Dafürhalten unsere Aufmerksamkeit. Man sagt immer: Kinder sind unsere Zukunft. Diesen Satz mag ich nicht, denn er verschiebt ihr Glück ins Morgen. Kinder leben in der Gegenwart! Punkt! Und sie durchleben sie auch sehr intensiv und prägend! Und wenn Kinder und Jugendliche eine gute Gegenwart erleben, dann haben sie mehr Chancen für eine gute Zukunft. Jesus sagt: Wer das Himmelreich nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen! Wie recht er doch hat!

Welche Schwerpunkte möchten Sie als Propst setzen?

Zuerst möchte ich meinen Kirchenkreis kennen lernen. Hören und schauen, was gebraucht und gewünscht wird. Wo gibt es Hilfreiches und Gutes zu entdecken? Es tut immer gut, wenn man aus den eigenen vier Wänden raustritt und die Vielfalt einer starken Gemeinschaft, wie es ein Kirchenkreis mit seinen Gemeinden und Diensten und Werken ist, entdeckt. Du stellst unsere Füße auf weiten Raum, heißt es in Psalm 31,9. Ich sehe in der Regionalisierung auch eine große Chance und gute Gestaltungsmöglichkeiten. Dazu braucht es eine gute Begleitung. Und ich würde gerne ein Festival für Kleinkunst in Ratzeburg etablieren. Theater, Tanz, Musik - die Vielfalt in unseren Gemeinden ist groß!

Abgesehen von Ihrer Amtseinführung, worauf freuen Sie sich als neuer Propst am meisten?

Auf die Vielfalt der Gemeinden, Dienste und Werke!

Kurznachrichten Ratzeburg


Frühjahrsmarkt in Ratzeburg
Zum Ende der Osterferien in Schleswig-Holstein lädt der Ratzeburger Frühjahrsmarkt wieder zu einem ausgelassenen Wochenende mit guter Laune auf den Ratzeburger Marktplatz ein. Von Freitag, 19. April bis Sonntag, 21. April, können sich die kleinen Besucher wieder auf eine Runde beim Karussell sowie Groß und Klein auf Schnäppchen an den Schlemmer-, Spiel- und Verkaufsständen freuen. Der Duft von Zuckerwatte, Crêpes, Muzen und frisch gebrannten Mandeln sowie anderen süßen und herzhaften Leckerbissen wird viele Gäste anlocken. Der Jahrmarkt öffnet an den drei Tagen in den Mittags- bis in die Abendstunden. Die Inselstadt Ratzeburg freut sich an diesen Tagen auf viele Besucher und wünscht viel Vergnügen.


Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses der Stadt Ratzeburg
Am Montag, 8. April, um 18.30 Uhr tritt der Planungs-, Bau- und Umweltausschuss der Stadt Ratzeburg zu seiner 8. öffentlichen Sitzung im Ratssaal des Rathauses, Unter den Linden 1, zusammen. Auf der Tagesordnung steht unter anderem ein Statusbericht zum Umbau und Erweiterung der Ruderakademie, der - Entwurfs- und Auslegungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 84 "DRK-Krankenhaus - nördlich Röpersberg, westlich Waldesruher Weg", der Vorentwurf zum Bebauungsplan Nr. 78 "Am Güterbahnhof" sowie Planungen der Nachbargemeinden. Einwohnerinnen und Einwohner sind zudem eingeladen, Fragen, Anregungen und Vorschläge zu unterbreiten. Informationen zur Sitzung, wie auch zu allen anderen politischen Gremien, sind auf der städtischen Webseite im Sitzungsinformationsdienst für interessierte Bürgerinnen und Bürger bereitgestellt. Der Zugang zum Sitzungssaal ist barrierefrei möglich.


Sitzung des Seniorenbeirates der Stadt Ratzeburg
Am Montag, 8. April, um 15 Uhr lädt der Seniorenbeirat der Stadt Ratzeburg zur 45. öffentlichen Sitzung im Raum 2.11 des Rathauses. Auf der Tagesordnung steht die Querungshilfe auf der B 208 – Schweriner Straße / Raiffeisen Markt, das Demokratie-Café des Seniorenbeirates sowie die Schifffahrt für Seniorinnen und Senioren auf dem Ratzeburger See anlässlich stattfindender Segelregatta am 7. Juni. Seniorinnen und Senioren sind zudem eingeladen, Fragen, Anregungen und Vorschläge zu unterbreiten.


Boule
Aufgrund der guten Wetterprognosen wird ab sofort wieder jeden Donnerstag von 15 Uhr bis 17 Uhr Boule vor dem Rathaus gespielt. Für diese Saison gilt, dass sich die Ratzeburger SPD-Boule-Gruppe bei passendem Wetter zum geselligen Spiel am Rathaus trifft und bei unpassendem Wetter von dort weiter in ein Café auf dem St. Georgsberg fährt, um dort bei einem Getränk und dem einen oder anderen Stückchen Kuchen gesellig einen Klönschnack zu halten. Unabhängig von Parteizugehörigkeiten sind alle Interessierten eingeladen dabei zu sein.


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