Ein Leben für die Zeit: Bernd-Christian Schmidt und die Turmuhr von St. Marien in Sandesneben

Seit kurzem schlägt es wieder zur vollen Stunde vom Turm von St. Marien, berichten Bernd-Christian Schmidt (links) und Pastor Oliver Erckens. Foto: Bastian Modrow
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Sandesneben (LOZ). In Sandesneben gibt es eine Uhr, die nicht nur die Zeit anzeigt, sondern auch Geschichte atmet. Es ist die Turmuhr der St. Marienkirche, ein filigranes mechanisches Wunderwerk, das seit neuestem wieder die Stunden schlägt. Dafür wurde sie im Rahmen einer Instandsetzung mit einem elektrischen Schlagwerk ausgestattet, das zwischen 7 und 22 Uhr zu jeder Stunde schlägt.

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Für Bernd-Christian Schmidt ist diese Uhr mehr als nur ein technisches Gerät – sie ist ein Stück Familiengeschichte. Seit Generationen ist seine Familie mit der Wartung und Pflege der Turmuhr betraut. Bereits sein Ur-Ur-Großvater war Uhrmacher und überlieferte die Verantwortung für die Uhr von Generation zu Generation.

Die Turmuhr wurde ursprünglich 1877 vom Orgelbauunternehmen Philipp Furtwängler & Söhne für 975 Mark gefertigt und in den damals bestehenden hölzernen Kirchturm eingebaut. Doch schon im gleichen Jahr brach ein verheerendes Feuer aus, das den Holzturm zerstörte. Nur das Uhrwerk konnte gerettet werden, dank des mutigen Einsatzes einiger Männer, die es trotz des niederprasselnden Feuerregens aus dem brennenden Turm bargen. Kurz darauf wurde das Uhrwerk in einem kleinen Stallgebäude neben dem Alten Pastorat untergebracht und schließlich an der Ostseite der Kirche wieder eingebaut. Erst 1906 fand die Uhr ihren endgültigen Platz im neu erbauten Kirchturm, wo sie bis heute tickt.

Die Turmuhr von St. Marien hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen erlebt. Eine der markantesten fand Ende der 1960er-Jahre statt, als die ursprünglichen Zeiger durch Aluminiumzeiger ersetzt wurden. „Die alten Zeiger waren verrostet und teilweise zerstört“, berichtet der 71-Jährige. Die neuen Zeiger, die von Bernd-Christians Vater, Hermann Schmidt, angefertigt wurden, wurden von Malermeister Hermann Hassler aus Schönberg vergoldet. Einige Dorfbewohner sehen in der Form der Zeiger ein Schwert, vielleicht als Symbol für das Schwert des Erzengels Gabriel. Doch die Realität ist weniger mystisch: Die Form der Zeiger entstammt einem Katalog für Taschenuhrenersatzteile und wurde einfach auf die Größe der Turmuhr übertragen.

Ursprünglich war die Uhr nur mit einem einzigen Zifferblatt ausgestattet, doch seit ihrem Einbau im Jahr 1906 zeigt sie die Zeit auf allen vier Seiten des Turms an. Damit war sie nicht nur für die Bauern und Handwerker in Sandesneben ein unverzichtbarer Zeitmesser. „Doch mit dem Fortschreiten des Klimawandels und den damit einhergehenden Stürmen steht die Uhr vor neuen Herausforderungen“, erläutert Schmidt. Die Zifferblätter beginnen bei starkem Wind zu schwingen – zwar nicht so stark wie der Eiffelturm, aber doch spürbar. Um Schäden zu vermeiden, sind die zeigerführenden Gestänge flexibel miteinander verbunden, sodass ein Schwingungsbereich von zwei bis drei Zentimetern vorhanden ist.

Die Wartung der Uhr ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Bernd-Christian Schmidt gewissenhaft erfüllt. Einmal pro Woche zieht er das Uhrwerk auf, wofür er die engen, hölzernen Stufen im Inneren des Turms erklimmen muss. Auch die Justierung der windanfälligen Zeiger gehört zu seinen regelmäßigen Aufgaben – eine Arbeit, die höchste Präzision erfordert. „Zudem müssen die mechanischen Teile der Uhr regelmäßig geölt und gereinigt werden, um ihren einwandfreien Zustand zu gewährleisten“, berichtet der Turmuhr-Experte von Sandesneben. Zuletzt wurde die Uhr Anfang der 2000er-Jahre generalüberholt. Heute präsentiert sie sich wieder in einem sehr guten Zustand.

Doch nicht nur die technische Wartung hält Bernd-Christian Schmidt auf Trab. Im Jahr 2013 ereignete sich eine unheimliche Geschichte im Zusammenhang mit dem Schlagwerk der Uhr. Zur Mitternachtsstunde setzte sich das Schlagwerk in Bewegung und traf nicht nur die Glocke, sondern auch eine Fledermaus, die sich auf den elektrischen Kontakten niedergelassen hatte. Das unglückliche Tier wurde dabei tödlich verletzt, und die Isolierungen der Kontakte schmorten durch.

Trotz solcher Zwischenfälle bleibt die Turmuhr von St. Marien ein Symbol für Beständigkeit und Zeitlosigkeit – und Bernd-Christian Schmidt ist ihr treuer Hüter. Solange die Uhr tickt, wird er dafür sorgen, dass die Zeit in Sandesneben nicht stillsteht.

Kurznachrichten aus der Region


Grundsteuerbescheide Amt Breitenfelde
Bei der elektronischen Übernahme der aktuellen Grundsteuermessbescheide in die Grundsteuerberechnungen ab 1. Januar 2025 ist es in Einzelfällen aus technischen Gründen zur Erstellung von fehlerhaften Grundsteuerbescheiden 2025 gekommen. Gemeinsam mit dem Softwareanbieter wird aktuell an der Problembehebung gearbeitet. Sobald sich neue Erkenntnisse ergeben, wird die Amtsverwaltung über die bekannten Medien und die Homepage www.amt-breitenfelde.de entsprechend informieren.


Sprechstunde der Kreisbehindertenbeauftragten
Die Januar-Sprechstunde der Kreisbehindertenbeauftragten Kirsten Vidal in Wentorf bei Hamburg entfällt. Die nächsten Sprechstunden finden an folgenden Terminen statt:
Montag, 3. Februar, von 12 bis 16 Uhr im Raum 176 des Kreishauses, Barlachstraße 2, in Ratzeburg. Dort ist sie auch unter der Nummer 04541 / 888-493 telefonisch erreichbar.
Donnerstag, 27. Februar, von 14 bis 15.30 Uhr im Rathaus in Wentorf bei Hamburg, Hauptstraße 16.


Beratung des Pflegestützpunktes in Wentorf
Der Pflegestützpunkt im Kreis Herzogtum Lauenburg bietet jeden 2. Donnerstag im Monat im Rathaus, Hauptstraße 16, von 14 bis 16 Uhr, individuell, kostenfrei und unabhängig Beratungen rund um das Thema Pflege und Vorsorge an. Lars Koßyk vom Pflegestützpunkt Im Kreis Herzogtum Lauenburg nimmt sich Zeit für vertrauliche Gespräche, berät zu den bestehenden Angeboten und unterstützt bei der Organisation von Hilfen. Persönliche Beratungen vor Ort sind nur unter telefonischer Terminvereinbarung vorab unter Einhaltung der Hygieneregeln möglich. Der Pflegestützpunkt ist telefonisch erreichbar unter 04152 / 80 57 95 oder per E-Mail unter info@pflegestuetzpunkt-herzogtum-lauenburg.de


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