Wenn Kinder und Jugendliche ins Netz gehen: AOK warnt vor Medien ohne Limit

Wenn das Smartphone nicht mehr aus der Hand gelegt wird, und ‚likes‘ wichtiger werden als der persönliche Kontakt, sollten Eltern unbedingt handeln. Foto: AOK/colourbox/hfr
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(LOZ). „Legst du bitte das Handy weg?“ – in vielen Familien ein Klassiker am Esstisch auch im Kreis Herzogtum Lauenburg. Oft befürchten Eltern, dass ihre Kinder quasi am Handy oder Tablet kleben und in soziale Medien abtauchen. Vor allem Jugendliche pflegen ihre sozialen Kontakte über Social Media. Die Welt hat in den letzten Jahren einen enormen digitalen Wandel erlebt, es gehört zum Alltag.

Nahezu alle Zwölf- bis 25-Jährigen nutzen in ihrer Freizeit täglich das Smartphone, Tablet oder den Computer. Die Technik ermöglicht zwar den digitalen Austausch mit Freunden, andererseits fehlt durch den ständigen digitalen Medienkonsum ausreichend Bewegung und reale Kommunikation. „Es ist normal, dass Kinder und Jugendliche auch mal ausgiebig im Netz surfen, spielen oder chatten. Wenn die intensive Nutzung den Tag bestimmt, sollten Eltern unbedingt handeln“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Reinhard Wunsch.

Medien- und Internetabhängigkeit spielt eine immer bedeutendere Rolle. Vor allem Kinder und Jugendliche sind gefährdet, sich im Netz zu verlieren und eine Abhängigkeit zu entwickeln. Laut einer Onlinebefragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes unter 14- bis 30-Jährigen kommt die Hälfte der Befragten zu dem Schluss, dass es ihnen guttäte, weniger Zeit auf Social-Media zu verbringen. Eine WHO-Studie zur Nutzung sozialer Medien von Kindern und Jugendlichen im Alter von elf bis 15 Jahren aus 2022 zeigt, dass die problematische Nutzung auf elf Prozent (in 2018 sieben Prozent) gestiegen ist. Jedes neunte Kind hatte demnach Schwierigkeiten, die Nutzung sozialer Medien zu kontrollieren und mit negativen Folgen zu kämpfen. Mehr als ein Drittel gab an, ständig online mit Freunden in Kontakt zu sein. Ein Drittel der Jugendlichen spielte täglich digitale Spiele.

In der Woche kommen so – zusätzlich zur Nutzung für Schule, Studium oder Arbeit - mehr als 24 Stunden vor dem Bildschirm zusammen. Eine Orientierung geben empfohlene Obergrenzen für Jugendliche ab zehn Jahren: Zehn Minuten Zeit für digitale Medien pro Lebensjahr pro Tag oder eine Stunde pro Lebensjahr pro Woche. Eine lange Nutzungsdauer allein kann die Entstehung einer Mediensucht zwar fördern, löst sie aber nicht alleine aus. Hinzu kommen persönliche und soziale Faktoren. Anzeichen einer Sucht sind Verlust der Kontrolle über Anfang und Ende, Entzugserscheinungen bei Nichtnutzung, Vernachlässigung anderer Aktivitäten und das Ignorieren negativer Folgen im Alltag aufgrund einer übermäßigen Nutzung. Für die Kinder und Jugendlichen wird der Computer dann wichtiger als Freunde, Eltern, Hobbys oder Schule. Sie können sich nicht mehr gut konzentrieren, der Rücken schmerzt, sie fühlen sich müde und nicht mehr so fit. „Das kann so weit gehen, dass diese Kinder den Herausforderungen der realen Welt kaum noch gewachsen sind und sich von ihrer Umgebung regelrecht entfremden", so Wunsch.

Digitalisierung stellt Familien vor neue Herausforderungen: Wie kann es in Zeiten der ständigen Erreichbarkeit gelingen, das analoge Leben nicht zu vernachlässigen? Eltern sollten möglichst früh ihre Kinder in die digitale Welt begleiten und selbst Vorbilder sein. Wenn sie merken, dass digitale Medien den Alltag des Kindes steuern und anderes vernachlässigt wird, ist es sehr wichtig, offen über ihre Sorgen zu sprechen und gemeinsam angepasst an die Entwicklung des Kindes Regeln für die Nutzung festzulegen oder anzupassen. Gelingt dies nicht, unterstützen Erziehungsberatungs- oder auch Suchtberatungsstellen online, telefonisch oder persönlich liegt bereits eine Sucht vor, ist professionelle Hilfe enorm wichtig.

Hilfreiche Informationen gibt es im Internet unter www.aok.de/nw, Thema ‚Medienerziehung‘ sowie unter www.schau-hin.info.

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