(LOZ). Mit über 200 Veranstaltungen in über 112 Denkmalen an 57 Orten lädt die Metropolregion Hamburg zum siebten Mal zu den „Tagen der Industriekultur am Wasser“ ein. Hafenanlagen, Schleusen und Schiffe, Leucht- und Wassertürme, Brücken und Mühlen, Fabriken und Kraftwerke geben am 23. und 24. September Einblicke in die Welt der Industriekultur am Wasser.
Die Tage der Industriekultur am Wasser stellen Orte der Industriegeschichte in der Metropolregion Hamburg vor, die oft weitgehend unbekannt sind. Viele von ihnen sind meist nicht öffentlich zugänglich und öffnen exklusiv an diesem Wochenende. Dabei ist das Programm so vielfältig wie die gesamte Region. Ob für Kultur-, Natur-, Technikbegeisterte oder Familien, für alle ist was dabei. Verbindendes Element bleibt immer eins: das Wasser.
In Geesthacht sind zehn Eisbrecher stationiert. Der älteste stammt aus dem Jahr 1949. Einer dieser kleinen Kraftprotze mit raffinierter Technik lädt am Samstag, 23. September, zu sich an Bord.
Im Geesthacht-Museum ist eine Ausstellung mit historischen Bildern, aus der Bauzeit, der 1966 fertig gestellten Staustufe Geesthacht zu sehen. Der Industriearchäologe Sven Bardua hält bereits am Donnerstag im Museum den Vortrag „Schleuse, Wehr und Wasserkraft: Wasserkraft an der Elbe bei Geesthacht. Parallelen und Unterschiede zu anderen Staustufen werden aufgezeigt und zahlreiche Fotos geben einen spannenden Einblick in die Bauphasen der Großprojekte. Live zu sehen ist die Staustufe in Geesthacht, bestehend aus Wehranlage, Schleuse und zwei Fischaufstiegen in der Lüneburger Straße.
Vom Museum aus wird am 23. September wieder eine der beliebten Exkursionen mit dem Oldtimerbus zur Industriegeschichte an der Elbe unternommen. Zwischendurch gibt es an der Schleuse Kaffee und Kuchen. Anmeldungen nimmt bis 20. September die Tourist-Information Geesthacht an.
Große Teile der Stadt Geesthacht haben einst zu zwei riesigen Sprengstofffabriken gehört. Trotz zahlreicher Zerstörungen blieben viele Relikte erhalten, die an diesem Wochenende bei Führungen zu erkunden sind.
Am 24. September geht es bei einem Rundgang über das ehemalige Fabrikareal Krümmel auf den Spuren Alfred Nobels – der in Geesthacht 1865 die erste Dynamitfabrik der Welt gründete. Wie sich die Pulverfabriken entwickelten, zeigt bereits am 23. September der Rundgang “Deutsches Pulver für die Welt“ durch das Gründungsareal der Düneberger Pulverfabrik.
Im Zusammenhang damit steht auch der Themenblog des Stadtarchivs Geesthacht, der das teils problematische Erbe des Hamburger Architekten Hermann Distels dokumentiert. Der erste Blog „Bauen für die Pulverkammer Deutschlands: Hermann Distels Bauten in Geesthacht“ wird am 23. September ins Netz gestellt.
Das Kernkraftwerk Krümmel war 1984 bei Inbetriebnahme der stärkste Siedewasserreaktor der Welt. Wegen des Kühlwasserbedarfs hat das östlich des Pumpspeicherkraftwerkes Geesthacht gelegene Kernkraftwerk einst von der Lage an der Elbe profitiert. Am 23. und 24. September werden Spaziergänge um das Gelände und Vorträge zum Lebenszyklus eines Kernkraftwerks, inklusive Stilllegung im Jahr 2011 und Rückbau angeboten.
In Lauenburg ist das Elbschifffahrtsarchiv neu dabei. Das 1982 aus kleinen Anfängen entstandene Elbschifffahrtsarchiv ist längst überregional bedeutend. In dem Archiv spiegelt sich mitteleuropäische Binnenschifffahrtsgeschichte wider. Ein Schwerpunkt der Archivarbeit sind die Bestände mehrerer deutscher Schiffswerften mit etwa 50.000 Zeichnungen. Am Wochenende heißt es „Offenes Archiv“, die Ehrenamtlichen informieren dabei über den Bestand und die Historie. Am 24. September wird mit dem „besonderen Archivexponat“ eine besondere Archivalie und deren Umfeld vorgestellt.
Ein Besuch des Elbschifffahrtsmuseum lohnt immer. Die Dauerausstellung informiert über Arbeits- und Lebensbedingungen beim Schiffbau und in der Schifffahrt in den letzten Jahrhunderten. Darüber hinaus liegt im Gewölbekeller die „Schatzkammer der Schiffsantriebe“, eine deutschlandweit einmalige Sammlung von Dampfmaschinen und Dieselmotoren unterschiedlichster Bauarten. Führungen durch das Museum werden angeboten.
Der Raddampfer »Kaiser Wilhelm« ist weitgehend im Originalzustand und zählt zu den letzten noch fahrenden Schaufelraddampfern in Deutschland. Das ganze Wochenende lädt die Besatzung zum „Open Ship“ ein.
Von den einst vielen Werften an der Oberelbe gibt es nur noch wenige Betriebe. Einer davon ist die Hitzler-Werft, ihr gelang es, das Geschäft immer wieder mit Innovationen voranzutreiben. Wie solche Innovationen aussahen und -sehen erläutert der Geschäftsführer bei einer Führung am 24. September.
Das Wasser- und Dieselmotorenkraftwerk aus den 1920er-Jahren zählt immer noch zu den nahezu unbekannten Attraktionen in Lauenburg. Es besticht durch seine Industrieästhetik und seine vier funktionstüchtigen Motoren. Ganz frisch restauriert ist eine Wasserturbine.
Gleich nebenan befindet sich die Palmschleuse, die an der alten Salzroute lieg und die älteste Kammerschleuse Europas ist. Sie liegt an einem bedeutenden Wasserweg des Mittelalters, dem Stecknitzkanal. Bis zu zwölf Kähne konnte die Schleuse aufnehmen. Das ganz Wochenende werden fachkundige Führungen durch das Kraftwerk und zur Palmschleuse, angeboten.
Wer gleich mehrere Industriedenkmale besuchen möchte, sollte sich die geführte Radtour zur Industriekultur „Von der Stecknitzfahrt zum Elbe-Lübeck-Kanal“, am 23. oder 24. September nicht entgehen lassen.
Ein Neuzugang ist die Buchhorster Waldbahn, die auf ein Feldbahnnetz zurück geht. Bis 1981 hatte es eine Ziegelei, Tongruben, den Elbe-Lübeck-Kanal und eine Zündholzfabrik miteinander verbunden.
Von der einst fünf Kilometer langen Feldbahn, die von 1912 bis 1981 verkehrte, sind noch 1,1 Kilometer erhalten. 1986 gelang Enthusiasten der Kauf eines Reststücks. Seit 2004 fährt die Touristikbahn auf der heutigen Strecke. Eingesetzt werden Dieselloks der Baujahre 1956 bis 1964. Am 23. und 24. September fahren Ehrenamtliche des Eisenbahnvereins zwischen dem alten Diesellokschuppen und dem Haltepunkt Brunsenkoppel und erzählen aus der Geschichte der Bahn. Ein Kuchenbuffet, Kaffee und kühle Getränke laden zum Verweilen ein.
Die Dückerschleuse in Witzeeze nur wenige Meter von Mecklenburg entfernt, gehört zu den seltenen erhaltenen Stauschleusen. Hier wurde das Wasser mit nur einem Torpaar über mehrere Tage gestaut, ehe die Prähme fahren konnten. Die Elbe-Lübeck-Kanal-Schleuse Witzeeze wird auch Hotopp´sche Schleuse genannt. Ihre Tore und Ventile werden nach einem Prinzip von Ludwig Hotopp allein mit Wasserkraft bewegt. Am 24. September finden ab der Elbe-Lübeck-Kanal-Schleuse Witzeeze, geführte Wanderungen zu den Schleusen statt. Vor Ort wird das Prinzip der Hotopp´schen Schleusen erläutert und Kaffee und Kuchen werden angeboten.
Das ausführliche Programm zu allen Anlagen und Museen der Industriegeschichte in der Metropolregion Hamburg liegt in allen teilnehmenden Denkmalen und Museen und in den meisten Tourismusinformationen der Metropolregion aus.
Die „Tage der Industriekultur am Wasser“ werden alle zwei Jahre von der Metropolregion Hamburg organisiert. Das ausführliche Programm zu allen Anlagen und Museen sowie weitere Informationen zur Industriegeschichte sind verfügbar unter: www.tagederindustriekultur.de