Büchen (LOZ). „Mit tiefer Trauer und Entschlossenheit gedenken wir Claudia Karakan, deren Leben durch die Gewalt ihres geschiedenen Mannes ein tragisches Ende fand. Dieser schreckliche Femizid verdeutlicht die erschreckende Realität, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland nach wie vor allgegenwärtig ist. Im vergangenen Jahr wurden 155 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet – eine Zahl, die nicht nur Statistik ist, sondern 155 ausgelöschte Menschenleben repräsentiert, deren Rechte missachtet und gerichtliche Beschlüsse oft ignoriert werden“, erklärt Gitta Neemann-Güntner.
Neemann-Güntner weiter: „Es ist unerlässlich, dass wir als Gesellschaft nicht länger wegschauen. Die Bundesregierung hat mit der geplanten Änderung des Gewaltschutzgesetzes einen wichtigen Schritt unternommen, um den Schutz von Frauen zu verbessern. Doch Gesetze allein reichen nicht aus. Präventive Maßnahmen müssen bereits bei jungen Menschen ansetzen. Bildungseinrichtungen spielen hierbei eine zentrale Rolle, indem Lehrerinnen und Lehrer befähigt werden, Anzeichen von Gewalt rechtzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Nur so können wir verhindern, dass Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung in die nächste Generation weitergetragen wird. Die gesamte Gesellschaft, jedes soziale Umfeld, die Nachbarschaft muss hinschauen und für das Thema sensibilisiert werden
Das Frauennetzwerk Büchen hat den aktuellen Gerichtsprozess aufmerksam begleitet, um Solidarität mit den Angehörigen zu zeigen und ein deutliches Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu setzen. Als Zeichen des Gedenkens an die Opfer von Femiziden pflanzten wir Ende November einen Baum – ein stilles Mahnmal. Zum Internationalen Frauentag stellten wir eine „Orange Bank“ auf, versehen mit einer Plakette, die Notfallkontakte für Frauen bereithält. Weitere Bänke sollen folgen. Wir bleiben aufmerksam und werden frauenrelevante Themen in unserem direkten Umfeld aufgreifen und gemeinsam mit Netzwerkpartner: innen bearbeiten.
Wir danken den Frauen des Anti Feminizid Netzwerks Hamburg für ihre Unterstützung durch eindrucksvolle Mahnwachen vor dem Gericht während der Prozesstage. Gemeinsam fordern wir entschlossenere Maßnahmen zur konsequenten Durchsetzung bestehender Gesetze und zum Schutz der Rechte von Frauen. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und klarstellen: Gewalt gegen Frauen darf keinen Platz in unserer Welt haben.
Wir gedenken Claudia Karakan und all den Frauen sowie ihren Familien, die Opfer von Gewalt wurden, und kämpfen weiter für eine Welt, in der alle Frauen in Sicherheit und Würde leben können.“