Geesthacht (LOZ). Mehr Service für Bürgerinnen und Bürger, komfortableres Arbeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung – das Thema „digitales Rathaus“ nimmt in Geesthacht jetzt richtig Fahrt auf. Denn im November hat mit Julian Steinke der erste Digitalisierungsmanager seinen Dienst im Geesthachter Rathaus begonnen. Und seine Aufgabe wird es sein, die Modernisierung von Arbeitsabläufen in der Verwaltung anzustoßen und umzusetzen.
„Wir wollen mit dem neuen Digitalisierungsmanager die Chance ergreifen, digitale Themenfelder für uns zu erschließen und diese Themen voranzubringen“, betont Torben Heuer, Leiter des Fachdienstes Zentrale Verwaltung, dem der Digitalisierungsmanager angehört. Das bedeutet konkret: Julian Steinke wird unter anderem daran mitarbeiten, dass das Onlinezugangsgesetz (OZG) in Geesthacht umgesetzt wird. Dieses sieht vor, dass Bürgerinnen und Bürger künftig viele Verwaltungsdienstleistungen bequem per Mausklick von zuhause erledigen können – beispielsweise die Beantragung eines Parkausweises oder von Geburts- und Heiratsurkunden, die Meldung einer verlorenen Geldbörse und die Bekanntgabe einer neuen Wohnadresse oder eines neuen Gewerbes.
Zudem möchte sich die Verwaltung intern digitaler aufstellen, interne Arbeitsabläufe vereinfachen und verkürzen. Einige Beispiele: Die Stadtverwaltung hat bereits mit der Einführung der elektronischen Aktenführung (E-Akte) begonnen, nächstes Jahr sollen möglichst alle Fachdienste mit dem digitalen Ablagesystem arbeiten. 2022 startet dann im Rathaus die elektronische Erfassung der Posteingänge. „Die Post wird gescannt und digital weiterverarbeitet. Das System erkennt unter anderem direkt, zu welchem Fachdienst ein Posteingang weitergeleitet werden muss. Bei Rechnungen werden Daten wie die Rechnungsnummer oder die Kundennummer automatisch erfasst und zur weiteren Verarbeitung bereitgestellt“, erklärt Torben Heuer.
Welche Bereiche im Geesthachter Rathaus noch von Digitalisierungsprozessen profitieren könnten, soll nun in Gesprächen mit den Fachdiensten, durch die Beobachtung des Marktes sowie im Austausch mit anderen Kommunen und dem IT-Verbund Schleswig-Holstein weiter herausgefiltert werden. „Für die Zeit eines Projekts bin ich erstmal ein bisschen ‚Mädchen für alles‘. Ich überlege gemeinsam mit den Beteiligten, wo wir Digitalisierungsschritte gehen können. Dann begleite ich die Einführung und wenn der Betrieb sichergestellt ist, ziehe ich mich aus dem Thema zurück“, erklärt Julian Steinke seine Rolle im Digitalisierungsprozess.
„Es geht dabei nicht darum, die Arbeit von Personen überflüssig zu machen. Alles, was ich anstoße, soll dazu dienen, das Leben an den Stellen, an denen es möglich ist, einfacher zu machen“, betont er. Bearbeitungszeiten könnten so innerhalb des Rathauses verkürzt, bisher noch notwendige Rathausgänge für Einwohnende und Gewerbetreibende wegfallen. „Bürger und Unternehmer haben heute die Erwartung, eine digitale Verwaltung vorzufinden, deren Dienstleistungen sie digital nutzen können“, sagt Julian Steinke, der aus der freien Wirtschaft ins Geesthachter Rathaus wechselte.
Nach seinem dualen Studium der Betriebswirtschaftslehre setzte er mehrere Jahre in unterschiedlichen Unternehmen Digitalisierungsprojekte um. Julian Steinke: „Wichtig ist mir noch: Digitalisierung bedeutet immer auch Kulturwandel. Ich sehe mich dabei auch in der Rolle, für diesen Kulturwandel zu werben und Sorgen zu nehmen. Darum habe ich ein offenes Ohr für alle – generationsübergreifend und unabhängig von den Vorkenntnissen. Meine Erfahrung ist, dass Personen auf die Einführung von neuen Strukturen oft mit verschränkten Armen reagieren. Aber auch der größte Skeptiker verliert seine Sorgen oder Ängste, wenn er die Vorteile durch die Digitalisierung erkennt und bei diesem Prozess aktiv beteiligt wird.“