Mölln (LOZ). Im Quellenhof Mölln fand gestern eine engagierte Podiumsdiskussion zum Thema “Azubi-Wohnheime – eine Maßnahme gegen den Fachkräftemangel?” statt. Die Veranstaltung wurde von der SPD-Kreisvorsitzenden Cira Ahmad moderiert. Zu den Diskutanten zählten der Landtagsabgeordnete Thomas Hölck, der Kreishandwerksmeister Markus Räth sowie die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende und Mitglied im Verwaltungsrat des BBZ Mölln, Gitta Neemann-Güntner.
Das BBZ Mölln, bekannt für seine herausragende Berufsvorbereitung, bietet jungen Menschen die Möglichkeit, Schulabschlüsse nachzuholen und sich optimal auf eine Ausbildung vorzubereiten. Einzigartig ist die Möglichkeit der Berufserprobung, bei der Schüler eine Woche lang in verschiedene Berufe hineinschnuppern können. Zudem engagiert sich das BBZ in der Berufsorientierung auf Messen, in Schulen und neuerdings auch in Gymnasien, die sich lange Zeit verschlossen hatten.
Der Fokus der Diskussion lag auf den Entwicklungen und Herausforderungen von Azubi-Wohnheimen im Kreis Herzogtum Lauenburg und auf Landesebene. Dabei wurden Best-Practice-Beispiele vorgestellt und der von der schleswig-holsteinischen Landesregierung beschlossene Masterplan kritisch hinterfragt. Es wurde gefordert, diesen zu überarbeiten, da der Kreis Herzogtum Lauenburg trotz Investitionen von 25 Millionen Euro in den letzten Jahren fünf Ausbildungsberufe verloren hat und ein weiterer Verlust droht.
Ein weiteres strittiges Thema war die Reduzierung von Planstellen seitens des Landes, trotz steigender Schülerzahlen und damit verbundener geringer Aussichten für Referendare. Markus Räth betonte die Bedeutung des Handwerks für die Region und die Chancen, die sich daraus für Handwerksbetriebe ergeben, insbesondere in einem Flächenkreis.
Thomas Hölck brachte den Vorschlag ein, dass das Problem der Azubi-Wohnheime an der Trägerschaft scheitern könnte. Er regte an, landesweit ein “Azubiheimwerk” zu gründen, eventuell in Form einer Genossenschaft. Gitta Neemann-Güntner erinnerte an das Bundesprogramm "Junges Wohnen", das 500 Millionen Euro Bundesmittel umfasst, von denen 17 Millionen Euro Schleswig-Holstein zustehen, dieser Betrag würde nun verdoppelt. Sie mahnte an, dass schnelle Entscheidungen nötig seien, um diese Mittel effektiv zu nutzen.
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass Mölln aufgrund seiner zentralen Lage und guten Anbindung an den ÖPNV ein idealer Standort für ein Azubi-Wohnheim wäre. Abschließend betonte Cira Ahmad die Wichtigkeit des Themas und die Chancen auf Umsetzung: “Bezahlbarer Wohnraum ist für viele Auszubildende entscheidend, um überhaupt eine Ausbildung aufnehmen zu können – vor allem in Städten mit angespannten Wohnsituationen. Ohne passende Unterkünfte droht vielen jungen Menschen der Zugang zu beruflicher Qualifizierung verwehrt zu bleiben. Azubiwohnheime schaffen hier konkrete Entlastung und sind damit mehr als nur ein Dach über dem Kopf: Sie sind ein strategisches Instrument zur Fachkräftesicherung und fördern Chancengleichheit im Bildungssystem. Wir setzen uns dafür ein, dass dieses Potenzial noch stärker genutzt wird.”
Die Diskussion bot viele interessante Vorschläge und Diskussionspunkte, die in zukünftigen Treffen weiterverfolgt werden sollen.