Rund 50 interessierte Besucherinnen und Besucher folgten den Ausführungen von Journalistin Andrea Röpke über Rechtsextremismus im ländlichen Raum im Salemer Dorfgemeinschaftshaus. Foto: Verein Miteinander leben e.V.
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Salem (LOZ). Rechtsextremisten wirken mit Vorliebe in ländlichen Räumen. Dort gelingt es ihnen häufig viel einfacher, Zugang in die Mitte der Gesellschaft zu finden, häufig getarnt als freundliche Nachbarn und Helfer im dörflichen Gemeindeleben. Wie wirksam solche Strategien funktionieren, berichtete am vergangenen Mittwoch eindrucksvoll die Journalistin Andrea Röpke vor rund 50 interessierten Besucherinnen und Besuchern im Dorfgemeinschaftshaus in Salem.

Sie gab in ihrem Vortrag einen Überblick über Aktivitäten von Rechtsextremisten im ländlichen Räumen, basierend auf ihren jahrelangen journalistischen Recherchen. Völkische Kinder- und Jugendlager nach nationalsozialistischem Vorbild, rechtsextreme Netzwerke mit Verbindungen in die Kommunalpolitik, rechtsextreme Akteure in gemeindlichen Feuerwehren, völkische 'Mädelbünde' und Siedlungsprojekte, rechtsextreme Verlage, Reichsbürgerstrukturen all diese Phänomene konnte Andrea Röpke beschreiben und belegen. Auch im Kreis Herzogtum Lauenburg ließen sich solche Strukturen nachweisen, so Röpke. Sie verwies dabei auf die Aktivitäten eines rechtsextremen Ehepaars im Amt Lauenburgische Seen, „er aktiv im Landesvorstand bei der rechtsextremen Partei 'Die Heimat' und bei deren Jugendorganisation 'Junge Nationalisten', sie in Strukturen rechtsextremer 'Mädelbünde'. Beide haben dabei Zugang in das Dorfleben gefunden und werden dort akzeptiert.“

„Das ist eine nahezu klassische Vorgehensweise. Sie gewinnen so Einfluss, ohne dabei zu agitieren und ihre rechtsextreme Gesinnung in den Vordergrund zu stellen. Ihr Ziel ist vielmehr, eine schleichende Akzeptanz von rechtsextremen Positionen herbeizuführen, durch eine vermeintliche Normalisierung im Umgang“, sagte Andrea Röpke. Sie warnte eindringlich, nicht auf die bürgerliche Fassade und die scheinbare Freundlichkeit hereinzufallen und betonte, dass solche Person auch nie als Einzelfälle zu betrachten sind. Sie seien immer Teil eines Netzwerkes, dass sich über die gesamte Republik zieht. So konnte sie für die Aktiven aus dem Amt Lauenburgische Seen nachweisen, dass sie auf wichtigen bundesweiten Treffen der Szene unterwegs sind. An einem weiteren Beispiel aus dem Lauenburgischen verdeutlichte Röpke klare völkische Verbindung in die Kommunalpolitik.

Ein weiteres Augenmerk richtete Andrea Röpke in ihrem Vortrag auf die zunehmende Ansprache junger Menschen über soziale Netzwerke. Gerade hier würden rechtsextreme Strukturen zunehmend an Einfluss gewinnen, so Röpke, ohne dass dies von der Erwachsenwelt wirklich gesehen wird. Sie erklärte in diesem Zusammenhang Codes, Zeichen und 'Memes' (Internetsymbole) mit denen die Verständigung in den sozialen Medien organisiert werde.

In der anschließenden Diskussion zeigten sich viele der Anwesenden betroffen und besprachen Möglichkeiten, sich gemeinsam gegen Rechtsextremismus im ländlichen Raum zu positionieren. Gesine Biller verwies dabei auf die Möglichkeiten des ‚Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte in Ratzeburg und Umland‘, dass gegen Rechtsextremismus, Demokratiefeindlichkeit und Rassismus engagiere und über die 'Partnerschaft für Demokratie' der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen demokratiestärkende Projekte und Strategieentwicklungen fördern könnte. Ebenso wurden das Beratungsteam gegen Rechtsextremismus aus Lübeck der AWO S.-H. vorgestellt. Andrea Röpke konnte in der Diskussion gute Beispiele aus Niedersachsen anführen, die dort Menschen in den ländlichen Räumen ergreifen, um sich gegen rechtsextreme Strukturen zu stellen.

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