(LOZ). „Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation, Flüchtlingsbewegungen, steigende Energie- und Rohstoffpreise – bereits seit einigen Jahren wirkt sich all dies auf den Arbeitsmarkt im Kreis Herzogtum Lauenburg aus. Bislang hatte sich dieser insgesamt stabil gezeigt“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe und blickt auf das vergangene Jahr zurück:
„Die konjunkturelle Schwächephase hat im letzten Jahr jedoch zunehmend auf den Arbeitsmarkt Einfluss genommen: Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist leicht zurückgegangen, die Arbeitslosigkeit hat sich auf einem etwas höherem Niveau eingependelt und die Zahl der zu besetzenden Stellen hat abgenommen. Trotz der Zunahme der Zahl arbeitsloser Menschen liegt die durchschnittliche Arbeitslosenquote weiterhin bei 5,2 Prozent und damit unverändert zum Vorjahr.“
Für die Chefin der Arbeitsagentur bleiben die Rahmenbedingungen auch für das Jahr 2025 herausfordernd. „Die Möglichkeiten für die Jobsuche haben sich etwas eingetrübt, trotzdem bietet der Arbeitsmarkt weiterhin Chancen. Es gibt in einigen Bereichen weniger Jobs und Stellen, in anderen Bereichen hingegen wird mehr Personal gesucht. Daneben scheiden aufgrund der demografischen Entwicklung zunehmend ältere Beschäftigte aus, für deren Arbeitsplätze neue Mitarbeitende gesucht werden. Digitalisierung und Dekarbonisierung der Wirtschaft bringen Veränderungen am Arbeitsmarkt. Bekannte Berufsbilder werden sich verändern und andere Kompetenzen erfordern. Insgesamt zahlt sich vor allem eine gute Qualifikation bei der Suche nach einem Job aus.“
Mit Blick auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes in diesem Jahr prognostiziert Wieczorek: “Aufgrund der anhaltend schwachen Konjunkturlage erwarte ich derzeit keine größeren Entlastungen des Arbeitsmarktes. Wir sollten uns für 2025 darauf einstellen, dass die Arbeitslosigkeit im Herzogtum Lauenburg moderat ansteigen wird. Im Fall einer unterjährigen wirtschaftlichen Erholung würde es dauern, bis sich diese auf die Arbeitslosigkeit auswirkt. Der Arbeitsmarkt reagiert immer mit einer zeitlichen Verzögerung auf eine sich verändernde Wirtschaftsentwicklung.“
Arbeitslosigkeit – saisonale Anstiege konnten nicht wieder kompensiert werden
Im vergangenen Jahr lag die Zahl der arbeitslosen Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg im Jahresdurchschnitt bei insgesamt 5.722. Das waren 135 oder 2,4 Prozent mehr als 2023. Die Zunahme blieb ohne Auswirkung auf die Arbeitslosenquote, die auch 2024 im Jahresdurchschnitt unverändert bei 5,2 Prozent lag.
„Bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr fällt eines ins Auge: Die saisonalen Aufwüchse zum Jahresbeginn und zur Jahresmitte konnten nicht wieder vollständig abgebaut werden. Hier fehlten aufgrund der konjunkturellen Entwicklung ausreichende Impulse, die Unternehmen haben sich bei der Einstellung neuer Mitarbeitender zurückgehalten“, sagt Wieczorek. So sei nach dem saisonal üblichen Anstieg zum Jahresbeginn die traditionell folgende Frühjahrsbelebung nur schwach ausgefallen und die Arbeitslosigkeit pendelte sich nur knapp unter 5.600 arbeitslosen Menschen ein. „Zu den Sommerferien hin nahm die Zahl Jobsuchender wiederum deutlich zu. Im August überschritt ihre Zahl erstmals seit März 2021 wieder die Zahl von 6.000. Die anschließende Herbstbelebung konnte das Plus aus dem Sommer nicht mehr vollständig kompensieren. In den letzten drei Monaten des Jahres stagnierte die Zahl arbeitsloser Menschen dann bei knapp über 5.700.“
Bei steigender Arbeitslosigkeit wird für einige Personengruppen die Suche nach einem Job schwieriger. Gründe seien zum Beispiel unzureichende oder nicht mehr passende Qualifikationen, eingeschränkte Arbeitszeiten, gesundheitliche Einschränkungen oder nicht ausreichende Deutschkenntnisse.
Die Agenturchefin sieht einen zunehmenden Qualifizierungsbedarf für Jobsuchende wie auch für Menschen in Beschäftigung: „Die Unternehmen müssen sich jetzt für die Zukunft ausrichten. Strukturwandel, Demografie und Fachkräftemangel führen zu neuen Arbeitskräftebedarfen. Arbeitsagentur und Jobcenter leisten dazu mit ihrer Beratung und beruflichen Qualifizierung von Arbeitsuchenden und Beschäftigten einen wichtigen Beitrag.“
Stellenmarkt – Personalbedarf in den Unternehmen nimmt zum Jahresende ab
Im Jahr 2024 waren in den Unternehmen aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg im Jahresdurchschnitt 1.554 vakante sozialversicherungspflichtige Stellen zu besetzen. Das waren 81 oder fünf Prozent weniger als im Vorjahr. „Der Stellenbestand hat zum Vorjahr abgenommen, war aber bis zur Jahresmitte mit um die 1.600 vakanten Stellen stabil. Erst zum Jahresende hin ging die Nachfrage nach Arbeitskräften in den Unternehmen zurück. Hier machte sich die anhaltende Konjunkturschwäche bemerkbar, die die Unternehmen getroffen hat. Aber mit rund 1.500 Stellen ist die Zahl der vakanten Stellen weiterhin über der Zahl vor Ausbruch der Corona-Pandemie geblieben und damit weiterhin auf einem hohen Niveau“, bilanziert Wieczorek. „Rückgänge im Stellenbestand zum Jahresende finden sich im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen, Handel und Information und Kommunikation. Dahingegen hat im Baugewerbe die Zahl der Stellen im Verlauf des Jahres um 14,4 Prozent zugenommen und im Bereich Verkehr und Lagerei von 24 zum Jahresbeginn hin zu 47 zum Jahresende sogar fast verdoppelt.“
Gesundheits- und Sozialwesen:
Januar 2024 = 325 Stellen, Dezember 2024 = 300 Stellen => minus 25 Stellen (minus 7,7 Prozent)
Handel:
Januar 2024 = 211 Stellen, Dezember 2024 = 190 Stellen => minus 21 Stellen (minus zehn Prozent)
Information und Kommunikation:
Januar 2024 = 24 Stellen, Dezember 2024 = neun Stellen => minus 15 Stellen (minus 62,5 Prozent)
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nur leicht gesunken – wo sind Jobs weggefallen und wo neue entstanden
Zum Stichtag 30. Juni 2024 waren im Kreis Herzogtum Lauenburg insgesamt 51.143 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 30 oder 0,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Von ihnen hatten 63,6 Prozent (= 32.527) einen Vollzeitjob und 36,4 Prozent eine sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung (= 18.616). Ausschließlich geringfügig beschäftigt waren weitere 8.823 Menschen.
„Die zurückliegenden vier Jahre kannte die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Kreis Herzogtum Lauenburg in der Tendenz nur eine Richtung: nach oben. Im Juni 2023 waren mit rund 51.170 noch so viele Menschen wie in keinem Juni zuvor beschäftigt. Seitdem haben sich Inflation, steigende Energie- und Rohstoffpreise und eine rückläufige Konsumnachfrage mit daraus folgenden Strukturveränderungen und Transformation in den Unternehmen auf die Beschäftigung im Kreis ausgewirkt. Darüber hinaus hat auch die demografische Entwicklung einen Einfluss. In der Summe hat die Beschäftigung zum Vorjahr aber nur geringfügig abgenommen“, sagt die Agenturchefin.
Wo Jobs weggefallen und neu entstanden sind, erklärt Wieczorek weiter: „Den deutlichsten Beschäftigungsrückgang gab es im Handel, hier waren es im Juni 2024 mit 8.296 Beschäftigten 477 weniger zum Vorjahr, ein Minus von 5,4 Prozent. Auch im Baugewerbe ging die Zahl der Beschäftigten zurück - im vergangenen Jahr waren es 3.848 und damit 225 oder 5,5 Prozent weniger als im Juni 2023. Von Jobverlusten betroffen war auch das verarbeitende Gewerbe. Hier waren 7.963 Menschen tätig, ein Minus von 105 oder 1,3 Prozent zum Vorjahr.“
Aber es finden sich auch Branchen, in denen neue Jobs entstanden sind, so Wieczorek. So gab es in der öffentlichen Verwaltung mit 3.617 Beschäftigten eine Zunahme um 124 (plus 3,5 Prozent), ebenso im Gesundheits- und Sozialwesen mit jetzt 10.374 dort Tätigen, ein Plus von 116 oder 1,1 Prozent. Auch im Gastgewerbe und den Sektoren Verkehr und Lagerei sowie Information und Kommunikation arbeiteten im Kreis mehr Menschen. Im Juni 2024 waren es im Bereich Verkehr und Lagerei 2.568 (plus 478 zum Vorjahr), im Gastgewerbe 1.484 (plus 39) und in der Information und Kommunikation 706 und damit 45 mehr als ein Jahr zuvor.
Die TOP 5-Branchen, in denen die meisten Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg zum 30. Juni 2024 sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren:
Gesundheits- und Sozialwesen
10.374 Beschäftigte – plus 1,1 Prozent zum Vorjahr
Handel / Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen
8.296 Beschäftigte - minus 5,4 Prozent
Verarbeitendes Gewerbe
7.963 Beschäftigte – minus 1,3 Prozent
Wirtschaftliche Dienstleistungen
4.958 Beschäftigte – minus 0,1 Prozent
Baugewerbe
3.848 Beschäftigte – minus 5,5 Prozent