Das bunte Symbol für Toleranz und Vielfalt wehr vor dem Rathaus
Geesthacht (LOZ). „Die Stadt Geesthacht beteiligt sich damit am Aktionsmonat Mai, der zum „Diversity-Month“ ausgerufen wurde“, erklärt Geesthachts Gleichstellungsbeauftragte Anja Nowatzky. Diesen Titel verdankt der Wonnemonat gleich zwei Gedenktagen, die für Gleichberechtigung sensibilisieren sollen.
Denn der 17. Mai ist der „Internationale Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie“ und der 31.Mai ist der „Deutsche Diversity Tag“. „Ich finde es wichtig, dass die Stadt Geesthacht öffentlich für Vielfalt und Diversität wirbt und Diversität und Inklusion wertschätzt. Ich bin davon überzeugt, dass Diversität und Gender Vielfalt zu mehr Kreativität, Innovation und Leistung führen. Äußere Umstände und Einflüsse, wie unter anderem der demografische Wandel, die Zuwanderung von Geflüchteten und der immer stärker werdende Fachkräftemangel sowie zunehmende Digitalisierung machen das Befürworten von Diversität inzwischen unerlässlich“, betont Anja Nowatzky, die mit ihrem Anliegen bei Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze auf offene Ohren stößt.
„Homophobie ist ein wichtiges Thema und es muss noch viel mehr in der Öffentlichkeit darüber gesprochen werden. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir eine offene und tolerante Stadt sind. Fragen des Geschlechts oder der sexuellen Ausrichtung dürfen nicht zu Diskriminierung führen“, wirbt Olaf Schulze für einen toleranten und sensiblen Umgang miteinander – und für offene Worte. Diese seien zu Geschlechterfragen noch viel zu selten zu hören, wobei spätestens seit der politischen Diskussion um das Dritte Geschlecht allen klar sein solle: Die Frage nach dem Geschlecht einer Person ist komplizierter als das klassische Kategoriendenken „Mädchen oder Junge? Mann oder Frau?“.
„Beeindruckende Gespräche zur Geschlechterfrage, damit verbundenen Unsicherheiten und sogar Diskriminierungen habe ich diese Woche bei der neu gegründeten Selbsthilfegruppe „Trans* in Familie“ geführt“, sagt Olaf Schulze. Die Gruppe richtet sich an Eltern und Angehörige von Trans*Menschen und trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat um 19 Uhr in den Räumen von KIBIS (Kontaktstelle für Selbsthilfe), am Flottbeker Stieg 1 in Geesthacht. „Dass wir in Geesthacht solche Treffen und den Austausch über das Thema ermöglichen können, freut mich sehr“, sagt Olaf Schulze. Die beiden Initiatorinnen werden ab Juni 2022 auch in Hamburg einen Treffpunkt der Selbsthilfegruppe anbieten.
Gegründet wurde die Gruppe von Katrin Zachmann und Jessica Woehr, die beide Mütter von Trans*Kindern sind. Der jetzt 7-jährige Sohn von Jessica Woehr sagte im Alter von zwei Jahren deutlich, dass er ein Junge sei. Zur Welt gekommen ist er mit einem weiblichen Körper. Im Alter von vier Jahren wollte ihr Sohn dann seine Haare kurz tragen und seinen Namen ändern. Bisher hat das gesamte Umfeld einschließlich der Kita sehr gut darauf reagiert, was laut Jessica Woehr auf ihren offenen Umgang mit der Thematik und ihre Aufklärungsarbeit zurückzuführen ist. Mittlerweile habe sich ihr Sohn von einem sehr schüchternen und zurückhaltenden Kind zu einem aktiven und fröhlichen Jungen entwickelt. Welche Maßnahmen wann zukünftig erforderlich werden, muss sehr individuell in Absprache mit Kinderarzt und Psychotherapeut betrachtet werden. In allen Phasen der Entwicklung ist ein ergebnisoffener Umgang wichtig – unabhängig vom Alter des Trans*Menschen.
Jessica Woehr und Katrin Zachmann verfolgen mit der Gründung der Selbsthilfegruppe mehrere Ziele: betroffenen Angehörigen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und zu unterstützen und dazu das eigene betroffene Umfeld aufzuklären. Auch die Angehörigen von Trans*Menschen stehen vor einem Outing - nämlich in ihrem eigenen Umfeld. Nicht selten werden auch sie mit Vorurteilen und Unverständnis konfrontiert. Auch wenn die Gesellschaft immer toleranter werde, dennoch würden noch nicht alle Menschen „so genommen, wie sie sind“.
„Wir kennen aus eigener Erfahrung viele der Gedanken und Gefühle, die die Angehörigen der Trans*Menschen umtreiben. Wir haben festgestellt, welche große Bedeutung Selbsthilfe hat. Voraussetzung dafür ist eine von gegenseitiger Wertschätzung und Akzeptanz geprägte Atmosphäre in der Gruppe“, sagen die Gruppengründerinnen. Die Selbsthilfegruppe bietet für die Angehörigen einen geschützten Raum für alle Fragen, Sorgen und Ängste im Zusammenhang mit dem Thema "Transidentität". Es geht neben den vielen Fragen auch um Unsicherheiten und unangenehme Gefühle wie Scham, Schuld und Wut. Zudem ist geplant, Themenabende mit Fachleuten zu medizinischen, rechtlichen und sozialen Fragestellungen anzubieten.
Die Gruppe richtet sich an Eltern und Angehörige von Trans*Menschen – unabhängig davon, wie alt sie zum Zeitpunkt ihres Outings sind. Interessierte wenden sich per Email an