Lauenburg (LOZ). Im April 1945 beginnt die SS, Teile des KZ Bergen-Belsen zu räumen. Drei Züge sollen jüdische Häftlinge in das Lager Theresienstadt nördlich von Prag bringen. Der Verbleib eines Transports ist zunächst unklar – in diesem, dem „Verlorenem Transport“, sind etwa 2.500 jüdische Menschen, unter ihnen etwa 500 Kinder und Jugendliche. Auch der Bahnhof Lauenburg liegt auf der Route.
14 Tage irrt der Transport in Richtung Osten, bis er bei dem Lausitzer Bergarbeiterdorf Tröbitz stoppt und von sowjetischen Soldaten entdeckt wird. In der Folgezeit entwickelt sich in Tröbitz ein größtenteils erzwungenes Zusammenleben zwischen den befreiten Jüdinnen und Juden mit der lokalen Bevölkerung.
Der Freundeskreis Technisches Denkmal Brikettfabrik LOUISE Domsdorf hat 2022 eine Wanderausstellung geschaffen, die die Biografien von acht exemplarisch ausgewählten jüdischen Kindern und Jugendlichen veranschaulicht. Sie trägt den Namen „Wer ein Leben rettet - Lebensgeschichten von Kindern des Verlorenen Transports“. Die Ausstellung zeichnet das Leben der jüdischen Familien in den besetzten Ländern, die Deportation in die Durchgangs- und Konzentrationslager des „Dritten Reichs“ sowie die unterschiedlichen Lebensverläufe nach der Befreiung nach.
Dank einer Kooperation der Stadt Lauenburg und der Partnerschaft für Demokratie Stadt Lauenburg mit den Ämtern Büchen und Lütau mit dem Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg kann die Ausstellung erstmals in Schleswig-Holstein gezeigt werden. Im Rahmen einer Veranstaltung am Sonntag, 10. März, um 15 Uhr wird die Ausstellung eröffnet. Interessierte sind herzlichst eingeladen.
Angesichts aktueller politischer Entwicklungen ist es besonders wichtig, sich mit den unmenschlichen Auswüchsen auseinanderzusetzen, die in der deutschen Geschichte aus Rassismus und völkischem Gedankengut hervortraten. „Auch das beschauliche Lauenburg war voll integriert in das menschenfeindliche System des Nationalsozialismus“, stellt Friederike Betge, Amtsleitung Bürgerservice und soziale Leistungen der Stadt Lauenburg, fest. Durch den biografischen Zugang, den die Ausstellung verfolgt, wird die Empathie für Verfolgte geweckt. Außerdem wird der Raum für die Frage geöffnet: Wie verhält sich eine Gesellschaft zur systematischen Unterdrückung einer Minderheit?
Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg bis zum 23. Juni besucht werden. Nach individueller Absprache mit der Tourist-Information (
Die Partnerschaft für Demokratie wird im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.