(LOZ). Vom 16. bis 21. Juli fanden in der PostFinance Arena in Bern die Junioren-Europameisterschaften sowie die Senioren-Weltmeisterschaften im Voltigieren statt. Wie schon im Vorjahr konnten sich in diesem Jahr wieder zwei Sportler des Hamburg-Wentorfer Reitervereins für das deutsche Aufgebot empfehlen: Der 15-jährige Lukas Heitmann, bereits im letzten Jahr mit der Silbermedaille von den Weltmeisterschaften im schwedischen Flyinge heimgekehrt, galt als heißer Medaillenkandidat. Johanna Timm, 17, stand erstmalig im deutschen Team, nachdem sie im letzten Jahr „nur“ als Reserve nominiert wurde.
Nachdem der Hamburg-Wentorfer Reiterverein mit gesundheitlichen Problemen seiner Pferde zu kämpfen hatte, mussten beide Athleten auf „geliehene“ Pferde umsteigen: Johanna Timm entschied sich für den von ihrer ehemaligen Mannschaftskollegin vorgestellten Corazon Gran aus Tangstedt, Lukas Heitmann wählte kurzfristig das bereits hochdekorierte Pferd „Cleiner Onkel“ aus Oldenburg mit seinem erfahrenen Longenführer Sven Henze. Dieses Gespann hatte schon mehrere Medaillen auf Welt- und Europameisterschaften gewonnen.
Der Wettkampf der Junioren-Einzelvoltigierer besteht im ersten Umlauf aus einem Pflicht- und einem Kürteil. In der Pflicht werden 8 vorgeschriebene Elemente nach ihrer technischen Qualität bewertet, die Kür ist frei zusammengestellt und neben der technischen Bewertung fließen hier auch künstlerische Aspekte wie Musikinterpretation in die Bewertung ein. Zudem findet sich die Leistung des Pferdes ausschlaggebend im Ergebnis wieder.
Im Finale zeigen die besten Athleten jeweils noch einmal ihre Kür, welche zu 50 Prozent ins Endergebnis einfließt.
Nach dem ersten Umlauf lag Johanna Timm mit sehr zufriedenstellender Leistung und einer Endnote von 7,921 Punkten auf dem siebten Platz. Zum Silberrang in der außerordentlich starken und leistungsdichten Damenkonkurrenz trennten sie allerdings nur 6 Hundertstel Punkte, so dass im Finale noch alles möglich war. Die in Führung liegende und spätere Siegerin Josefine Sondergard-Nielsen aus Dänemark hatte sich bereits deutlich vom restlichen Feld abgesetzt. Mit nahezu perfekter Leistung konnte Johanna es im Finale nochmal richtig spannend machen, holte drei Plätze auf und landete im Endklassement auf einem beachtlichen vierten Schlussrang.
Lukas Heitmann, dessen Leistung aufgrund der kurzfristigen Pferdeumstellung schwer zu prognostizieren war, lieferte im ersten Durchgang nahezu seine Bestleistung, ebenso Leihpferd Cleiner Okel und sein Longenführer Sven Henze. So konnte sich das Trio nach dem ersten Umlauf bereits auf Platz zwei setzen, erneut hinter dem zweifachen Weltmeister und Ausnahmesportler Sam dos Santos aus den Niederlanden. Im Finale zeigten alle antretenden Sportler Nerven, so auch Lukas Heitmann, der nach einigen kleinen Fehlern seinen schweren Abgang nicht wie vorgeschrieben im Galopp sondern im Trab springen musste, da es zuvor zu Abstimmungsschwierigkeiten mit dem geliehenen Pferd gekommen war. Nach bangen Minuten des Wartens stand bei Ergebnisbekanntgabe dann jedoch fest, dass es zur Silbermedaille hinter dem favorisierten Holländer gereicht hat.
Trainer Hendrik Brühl ist sehr zufrieden mit der Leistung seiner Schützlinge, sein knappes Resümee: „mehr ging nicht“.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es für die Wentorfer Voltigierer zur deutschen Meisterschaft nach Prussendorf, Sachsen-Anhalt. Hier möchte neben den beiden EM-Teilnehmern auch die WM-Fünfte des Vorjahres Mia Kluge für den HWR in die Medaillenvergabe eingreifen.