Auf der „Knick-Twiete“ in Mustin die Vielfalt der Landschaft erleben

Eröffnung Knick Twiete Mustin mit Holger Schulz, Volker Rudolph und Claudia Rösen. Foto: Naturpark
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Mustin (LOZ). Die für Schleswig-Holstein so typischen Knicks sind zu jeder Jahreszeit wunderschön. Wer die landwirtschaftlich geprägte, gut strukturierte Landschaft bei einem Spaziergang erleben möchte, ist in Mustin genau richtig. Der Naturpark Lauenburgische Seen und der Fachdienst Naturschutz des Kreises Herzogtum Lauenburg haben dort einen Rundweg mit Informationstafeln bestückt, der nun offiziell eingeweiht wurde.

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Liebevoll illustrierte Schilder auf der „Knick-Twiete“, wie der sympathische plattdeutsche Namen des Infopfades heißt, vermitteln vielseitige Informationen, wie Knicks historisch entstanden sind und welche vielfältigen Bedeutungen sie heute haben.

„Knicks haben sich in ihrer Geschichte vom ursprünglichen Bestandteil der bäuerlichen Wirtschaft mit Zaunfunktion und Holzlieferant zum heute so hoch geschätzten Objekt des Naturschutzes entwickelt“, berichtet Volker Rudolph vom Fachdienst Naturschutz. Die Wallhecken entstanden im Zuge der Verkoppelung im 18. Jahrhundert, indem man per Hand Wälle aufschüttete, welche man dann mit Gehölzen bepflanzte, die undurchdringliche Hecken bilden und regelmäßiges Zurückschneiden vertragen. So entstand die wertvolle, für Schleswig-Holstein prägende „grüne Infrastruktur“.

 Seit seiner Entstehung bis heute wurde etwa ein Drittel des Knickbestandes durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die damit verbundenen Flurbereinigungen, durch Verkehrsbau und Siedlungsentwicklung wieder beseitigt. Auch ein gesetzlicher Schutz von Beginn der Naturschutzgesetzgebung an konnte die Ausdünnung des Knicknetzes nicht verhindern.

„Aus Sicht des Naturschutzes sind Knicks die wichtigsten Biotope in der stark genutzten Agrarlandschaft“, stellt Claudia Rösen vom Naturpark fest. „Sie sind Lebensraum von mehreren Tausend Tier- und Pflanzenarten und vernetzen wichtige Lebensräume wie Wälder und Gewässer. Sie ermöglichen so einen genetischen Austausch der Arten. Außerdem schaffen sie ein Mikroklima, verringern Erosion und bieten Windschutz. Auf der Knick-Twiete wollen wir die wertvolle Biodiversität erlebbar machen und uns für ihren Erhalt stark machen.“

Die Gemeinde Mustin, vertreten durch den Bürgermeister und Landwirt Holger Schulz, war offen für das Projekt und zeigte sich seit dem ersten Gespräch kooperativ. „Die Knick-Twiete bereichert unsere Region für Anwohner und Gäste. Wir Landwirte pflegen die Knicks um Mustin selbst und das schon seit vielen Generationen. Wir freuen uns, wenn unser Engagement öffentlich anerkannt wird. Ich finde es auch eine faire Entwicklung, dass diese wertvollen Landschaftselemente in der aktuellen Agrarförderung mit angerechnet werden können.“

Auf den Infotafeln wird ebenso die aufwendige, aber notwendige Pflege der Knicks dargestellt, welche die Landwirte übernehmen. „Auch hier setzten wir auf Information und Sensibilisierung, wie die fachlich richtige, den ökologischen Wert erhaltende Knickpflege in der Praxis aussieht. Nur Dank umsichtig und nachhaltig denkender Landwirte und einem konsequenten gesetzlichen Schutz kann das in Europa einmalige Knicknetz erhalten werden“, meint Claudia Rösen. Für den Klimaschutz werden Knicks neuerdings wieder zunehmend interessant. Eine neu angelegte Hecke oder ein neuer Knick von 720 Meter Länge kann in etwa die gleiche Treibhausgasmenge kompensieren, die ein Durchschnittsdeutscher in 10 Jahren emittiert.

Es ist geplant, die Knick-Twiete in Führungen und Beratungen des Naturparks und des Fachdienstes Naturschutz regelmäßig einzubeziehen. „Damit wollen wir das Wissen um die naturschutzfachlich richtige Knickpflege bei den Eigentümern der Knicks zu vertiefen“, stellt Volker Rudolph ein Ziel des Projektes vor. Das ergänzt hervorragend das kreiseigene Knickschutzprogramm, für das Volker Rudolph zuständig ist. Der Kreis plant und baut damit neue Knicks und finanziert dies bis zu 100 Prozent aus eingenommenen Ersatzgeldern für den Naturschutz. Die entstandenen Eingriffe in Natur und Landschaft sollen damit effektiv und landschaftstypisch kompensiert werden und der Trend des Knickschwunds aus dem 20. Jahrhundert möglichst wieder umgekehrt werden. Jährlich im Herbst können sich Flächeneigentümer für eine Förderung bewerben. Weitere Informationen stellt die Website des Kreises unter www.kreis-rz.de/Knickschutzprogramm bereit. Weiterhin wird das Programm ergänzt durch ein Vortrags- und Schulungsangebot, auf das Kommunen, Bauhöfe, Vereine und andere Institutionen zugreifen können.

Die Erstellung der Tafeln wurde durch die Naturparkeförderung vom Umweltministerium des Landes Schleswig-Holstein finanziert. Den Aufbau übernahmen die Naturpark-Mitarbeiter.

Aktuell läuft ein Antrag des Kultusministeriums, die „Tradition der Knickpflege in Schleswig-Holstein“ als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO anzuerkennen. Das Wissen um die Knickpflege ist über Generationen weitergegeben worden und soll auch für die Zukunft bewahrt und aktiv gepflegt werden.

Kurznachrichten aus der Region


Sprechstunden der Behindertenbeauftragten
Die nächsten Sprechstunden der Kreisbehindertenbeauftragten Kirsten Vidal finden an folgenden Terminen statt:
Donnerstag, 25. April, von 14 bis 15.30 Uhr im Rathaus in Wentorf bei Hamburg, Hauptstraße 16.
Montag, 6. Mai, von 12 bis 16 Uhr im Raum 176 des Kreishauses, Barlachstraße 2, in Ratzeburg. Dort ist sie auch unter der Nummer 04541 / 888-493 telefonisch erreichbar.


Wentorfer Demo für Demokratie und Menschlichkeit
Unter dem Motto „Wentorf zeigt Gesicht“ findet am Sonntag, 28. April, um 15 eine Kundgebung auf dem Platz vor dem Rathaus statt. Eine Arbeitsgruppe aus allen Wentorfer Parteien hat ein breites gesellschaftliches Bündnis organisiert, das sich in die große Bewegung zur Verteidigung von Demokratie und Menschlichkeit einreiht. Das Format soll eine Kundgebung mit kulturellem Programm sein. Die Poetry Slam AG vom Gymnasium kommt mit einem Mini-Poetry-Slam. Es gibt Musik und Redebeiträge u.a. von der Bürgermeisterin Kathrin Schöning und Pastor Klein von der evangelischen Gemeinde. Die Veranstalter rufen zu friedlicher Teilnahme auf und freuen sich auf eine positive Stimmung bei hoffentlich schönem Frühlingswetter.


Beratung des Pflegestützpunktes in Wentorf
Der Pflegestützpunkt im Kreis Herzogtum Lauenburg bietet jeden 2. Donnerstag im Monat im Rathaus, Hauptstraße 16, von 14 bis 16 Uhr, individuell, kostenfrei und unabhängig Beratungen rund um das Thema Pflege und Vorsorge an. Lars Koßyk vom Pflegestützpunkt Im Kreis Herzogtum Lauenburg nimmt sich Zeit für vertrauliche Gespräche, berät zu den bestehenden Angeboten und unterstützt bei der Organisation von Hilfen. Persönliche Beratungen vor Ort sind nur unter telefonischer Terminvereinbarung vorab unter Einhaltung der Hygieneregeln möglich. Der Pflegestützpunkt ist telefonisch erreichbar unter 04152 / 80 57 95 oder per E-Mail unter info@pflegestuetzpunkt-herzogtum-lauenburg.de


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