Köthel (LOZ). Rund 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger besuchten eine Informationsveranstaltung, zu der die Kreisgruppe des BUND Köthel anlässlich einer folgenreichen Verunreinigung der Schiebenitz eingeladen hatte.
Im November kam es zu einem Absterben aller sauerstoffabhängigen Organismen in dem Bach zwischen Schretstaken und Köthel. Das sind nicht nur Fische, sondern auch Klein- und Mikroorganismen, die für die Selbstreinigung des Gewässers sorgen. Da sich viele Vögel, wie der Eisvogel, von dieser aquatischen Fauna ernähren, ist auch ihre Lebensgrundlage betroffen. Die Schiebenitz mündet in die Bille, weshalb sich der Vorfall auch auf diese auswirkt.
Nach einem von den Teilnehmern mit großem Interesse aufgenommenen einführenden Vortrag des Biologen Dr. Heinz Klöser über die Ökologie der Fließgewässer berichtete der für das betroffene Revier zuständige Förster und Kreisnaturschutzbeauftragte Eckhard Kropla über seine langjährigen Beobachtungen des Baches. Anhand einer umfangreichen Fotodokumentation zeigte er auf, dass es sich bei dem Vorfall um wiederkehrende Ereignisse handelt. Beispielhaft führte er eine illegale Gülleeinleitung in 2005 auf, die ebenfalls zum Totalausfall der Bachfauna geführt hat.
Die jetzige Gewässerverunreinigung drückt sich u.a. durch deutlich erhöhte Ammoniumkonzentrationen aus. Messungen im November und Dezember 2022 ergaben Werte, die zum Teil um das mehr als 20-fache über dem empfohlenen Richtwert lagen. In niederschlagsarmen Perioden, die sich als Folge des Klimawandels weiter häufen dürften, werden Kläranlagenabläufe in den Gewässern nicht mehr genügend verdünnt. Dadurch kann bereits eine reguläre und grenzwertkonforme Einleitung durch toxische Ammoniumkonzentrationen und Sauerstoffaufzehrung das gesamte Bachleben töten.
Der Referent stellte deshalb dringenden Handlungsbedarf fest, damit sich solche katastrophalen Auswirkungen in dem ökologisch wertvollen Bach Schiebenitz nicht wiederholen. Dabei dürfe die betroffene Gemeinde mit der Problemlösung an der Kläranlage nicht allein gelassen werden.
Die Ursache für den aktuellen Vorfall schlicht auf einen erhöhten Laubeintrag verbunden mit geringen Abflüssen zurückzuführen, wie dies von der Wasserbehörde in einer ersten Einschätzung getan wurde, sei dagegen allem Anschein nach abwegig.
In der regen Beteiligung an der anschließenden Diskussion drückte sich einmal mehr die große Sorge der Bevölkerung um den Zustand ihrer Umwelt und das Unverständnis für das unzureichende Handeln der Verantwortlichen aus. Landrat und Untere Wasserbehörde schickten dagegen - aus terminlichen Gründen - keine Vertreter, trotz expliziter Einladung.