Martin Habersaat zu Besuch bei Bürgermeister Olaf Schulze
Geesthacht (LOZ). Als der Bund das Recht auf einen Kita-Platz für 3 bis 6jährige einführte, rechneten viele Städte mit einer Nachfragequote von etwa 75 Prozent. Und verrechneten sich. Fast alle Eltern wollten einen Kita-Platz für ihr Kind, viele Städte kamen mit dem Bau und der personellen Ausstattung der Kitas nicht hinterher. Auch in Geesthacht fehlen bis heute Kita-Pläte - etwa 500.
Eine ähnliche Entwicklung befürchtet Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze beim Recht auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2026. Deshalb wünscht er sich schnelle Klarheit und ausreichende finanzielle Unterstützung durch das Land. Und eigentlich sowieso ein anderes System: „Es ist heute keinem mehr erklärbar, warum das Land für die Lehrkräfte am Vormittag zuständig sein soll und die Kommunen für das pädagogische Personal am Nachmittag. Und für die Schulsozialarbeit alle ein bisschen aber niemand so richtig - so kann doch nicht gute Bildung aus einer Hand organisiert werden.“
Ein Problem in den Kitas dürfte sich durch die neuen Angebote an den Grundschulen noch verschärfen: Schon heute fehlt es an Erziehern, künftig werden tausende zusätzliche Kräfte auch an den Grundschulen gebraucht werden. Diese Themen waren ein Schwerpunkt des Treffens mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Martin Habersaat, der dieser Tage viele Bürgermeister in der Region zu ausgiebigen Hintergrundgesprächen besucht. Habersaat: „Das neue Recht auf Ganztag böte die Chance, die Verhältnisse zwischen Land und Kommunen zu sortieren und für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen. Ich hoffe, die Landesregierung wird diese Chance nutzen.“ Was Geesthacht für gute Bildung zu leisten imstande ist, hatte Habersaat kürzlich erst bei einer Besichtigung des Neubaus an der Bertha-von-Suttner-Gemeinschaftsschule zu sehen bekommen.
2009 war der frisch gewählte Landtagsabgeordnete Habersaat unter anderem Mitglied im Arbeitskreis Energie und Landesplanung der SPD-Landtagsfraktion, den sein Fraktionskollege Olaf Schulze leitete. Schon damals diskutierte man die Energiewende und besichtigte Beispielsweise bei BMW, wie die Zukunft des Autos mit Wasserstoff oder Strom aussehen könnte. Kein Wunder also, dass diese Themen auch 2022 auf den Tisch kamen. H2Gee soll das Projekt heißen, mit dem Olaf Schulze Geesthacht zu einem Wasserstoff-Knotenpunkt machen möchte – in Kooperation mit der örtlichen Wirtschaft ebenso wie mit dem Helmholtz-Zentrum Hereon und mit Tankmöglichkeiten zu Lande und zu Wasser, weil Geesthacht sich als Verkehrsknotenpunkt hier wie dort dafür anbiete, so Schulze. Auch an anderen Stellen wird die Energiewende in der Stadt sichtbar: Die 2.000 neuen Wohneinheiten in der Hafencity werden per Fernwärme geheizt.
Zwei weitere Wünsche nach Kiel gab Schulze dem Abgeordneten mit auf den Weg: Erstens wünsche die Stadt sich kontinuierlichere und planbarere Förderprogramme des Landes für politische Schwerpunkte, zweitens nach sieben Jahre endlich eine Rückbaugenehmigung für das Kernkraftwerk Krümmel.