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Ratzeburg (LOZ). In ihrer politischen Bildungsreihe "SelbstVerständlich Politik" haben die Volkshochschule Ratzeburg und Umland und der Verein Miteinander leben am Mittwoch, 19. November, um 19 Uhr die Journalistin Andrea Röpke zu Gast im Dorfgemeinschaftshaus in Salem. Sie informiert über die besonderen Herausforderungen von Rechtsextremismus im ländlichen Raum.

Rechtsextremisten wirken mit Vorliebe in ländlichen Räumen. Dort gelingt es ihnen häufig viel einfacher, Zugang in die Mitte der Gesellschaft zu finden, häufig getarnt als freundliche Nachbarn und Helfer im dörflichen Gemeindeleben. Sie gewinnen so Einfluss, ohne dabei zu agitieren und ihre rechtsextreme Gesinnung in den Vordergrund zu stellen. Ihr Ziel ist vielmehr, eine schleichende Akzeptanz von rechtsextremen Positionen herbeizuführen, durch eine vermeintliche Normalisierung im Umgang. Solche Strategien sind bewusst gewählt und in ländlichen Räumen durchaus erfolgreich.

Dorfgemeinschaften tun sich oft schwer, dagegen eine klare Position zu finden. Man befürchtet eine Spaltung im Dorf, eine Polarisierung, die der Gemeinschaft schadet. Diese Furcht ist umso größer, wenn rechtsextreme Akteure bereits in dörfliche Strukturen eindringen konnten, wie Vereine oder Feuerwehren. So wird der rechtsextreme Hintergrund dieser Personen schnell relativiert oder gar ausgeblendet und man lässt sich ein, auf das Bild des 'guten Nachbarn'.

Andrea Röpke zeigt in ihrem Vortrag, wie solche Strategien in der rechtsextremen Szene entwickelt werden und welche Wirkung sie im ländlichen Raum entfalten können. Sie gibt aber auch Anregungen, wie Dorfgemeinschaften sich dagegen erfolgreich wehren können.

Andrea Röpke ist Politologin und freie Journalistin. Ihr Spezialgebiet ist Rechtsextremismus. Neben diversen Fernsehmagazinen wie Monitor, Spiegel-TV und Panorama wurden ihre aufwendigen Inside-Recherchen im Neonazi-Milieu auch in der Taz, Süddeutsche-Online und in Fachportalen wie 'Blick nach rechts' veröffentlicht. "Rechtsextreme Metapolitik beabsichtigt die Vorherrschaft im politischen Raum zu erringen. Genau dieses Ziel verfolgt die breit aufgestellte Szene in Schulen, Kindergärten, Vereinen, Chören oder vielen anderen Spektren.

Seit der Pandemie konnte sich dieses Milieu erschreckend ausbreiten - im bürgerlichen, aber auch esoterischen oder ökologischen Bereichen Fuß fassen. Ob der antisemitische "Bund für Gotterkenntnis - Ludendorff" oder das verbotene "Königreich Deutschland" (KRD), sie sind in den ländlichen Regionen aktiv bzw. haben dort sogar Häuser oder Treffpunkte. Die Expansion umfasst erschreckenderweise auch die Jugendszene, deren Teile immer weiter nach rechts abdriften. Bereits 14-Jährige verbreiten auch auf dem Lande neue Codes und Symbole, die weitestgehend noch unbekannt sind. Hinter diesem neuen Jugendtrend verbergen sich auch in Schleswig-Holstein alte rechtsextreme Drahtzieher wie die "Jungen Nationalisten" (JN) oder "Aryan Circle", sagt Andrea Röpke.

Der Vortrag wird gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der "Partnerschaft für Demokratie" der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen. Der Eintritt ist frei, der Veranstaltungsort barrierefrei erreichbar.

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