Geesthacht (LOZ). Alle vier Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Gewalt innerhalb ihrer Partnerschaft. Und das ist nur eine von vielen erschreckenden Zahlen, auf die Geesthachts Gleichstellungsbeauftragte Anja Nowatzky gemeinsam mit ihrer Lauenburger Amtskollegin Laura Hasse, dem Geesthachter Frauenbeirat sowie der Frauenberatungsstelle Herzogtum Lauenburg in diesen Tagen besonders aufmerksam macht. Anlässlich des „Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“, der am 25. November begangen wird, haben sie eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Informationsangeboten geplant.
„Wir wollen in diesem Jahr besonders den Blick auf die Täter richten. Wir fragen nicht: Was hat die Frau getan oder was hat sie getragen, so dass ihr so schlimme Dinge angetan wurden? Sondern wir fragen: Was passiert mit den Personen, die Frauen Gewalt antun? Was stimmt mit denen nicht? Der Täter trägt allein die Verantwortung für seine Gewalt/sein Schlagen und daher ist der Blick auf ihn zu richten“, erklärte Sabine Wöhl von der Frauenberatungsstelle am Montag, 20. November, zum Auftakt der Aktionswoche in der Stadtbücherei Geesthacht (Rathausstraße 58). Dort laden die Frauenberatungsstelle Herzogtum Lauenburg, der Geesthachter Frauenbeirat sowie die Gleichstellungsbeauftragten Geesthachts und Lauenburgs noch bis Sonnabend, 25. November, zum Gehen eines besonderen Weges ein – zum Gehen des Selbstbehauptungsparcours. Dieser umfasst acht Stationen, die die Frau und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückt. „Mit diesem Pfad arbeiten wir präventiv. Er setzt bei den Fragen an: Was tut mir gut? Was kann ich gut? Und wo fängt Gewalt an?“, erklärt Sabine Wöhl. Interessierte sind zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei (Dienstag von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Donnerstag von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Freitag von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 16 Uhr sowie Sonnabend von 10 bis 13 Uhr) eingeladen im ersten Stock den Selbstbehauptungsparcours zu besuchen. „Das Thema „Gewalt gegen Frauen“ ist so groß, dass es die gesamte Gesellschaft braucht, um dagegen anzugehen“, betont Sabine Wöhl.
Schlusspunkt der Themenwoche wird die bekannte Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ sein. Bei dieser werden an belebten Orten Brötchentüten verteilt, auf denen Kontakte vermerkt sind, über die Frauen mit Gewalterfahrungen Hilfe erhalten. Und diese Informationen scheinen dringend nötig, denn: In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin – in Deutschland sind die Anzahl der Femizide 2023 im Vergleich zu den Vorjahren bereits um 8,2 Prozent gestiegen.
Der Geesthachter Frauenbeirat und Anja Nowatzky verteilen am Sonnabend, 25. November, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr auf dem Wochenmarkt insgesamt 300 von der Geesthachter „Bäckerei Sievert“ gespendete Brötchen. „Viele Betroffene von sexualisierter und psychischer Gewalt wissen noch immer nicht, wohin sie sich wenden können. Mit der Brötchentütenaktion erhalten sie Kontakte, bei denen sie sich anonym melden können“, erklärt Lauenburgs Gleichstellungsbeauftragte Laura Hasse, die am 25. November gemeinsam mit der Frauenberatungsstelle Brötchentüten in Lauenburg unter die Leute bringen wird. Darüber hinaus wird am 25. November kreisweit eine „Fahne gegen Gewalt“ von den Gleichstellungsbeauftragen gehisst.
Setzen sich gemeinsam für Frauenrechte ein (von links): Katrin Wiech (Frauenbeirat Geesthacht), Melanie Grimm-Meyer (Erste Stadträtin Geesthachts), Marie-Luise Rehder (Frauenbeirat Geesthacht), Sabine Wöhl (Frauenberatungsstelle), Laura Hasse (Gleichstellungsbeauftragte Lauenburgs), Anna-Lena Handke (Frauenberatungsstelle) , Jessica Woehr. Foto: Stadt Geesthacht