Auf dem Friedhof in Lauenburg an der Elbe wird ein muslimisches Grabfeld eröffnet
Lauenburg (LOZ). Der Wunsch besteht schon länger, die Vorbereitungen und Planungen waren intensiv: Ab sofort können Bestattungen nach islamischen Riten auf dem Friedhof stattfinden. Mit einer gemeinsamen Andacht am 11. September wird das neue Grabfeld offiziell eröffnet.
Wunsch von Generationen
Kinder und Enkel der Generationen, die in den 1970er Jahren nach Deutschland gekommen sind und weiterhin hier leben, möchten ihre Eltern und Großeltern in ihrer Nähe, hier in Deutschland wissen. Die Verstorbenen und ihre Nachkommen haben hier ihre Heimat gefunden, möchten eine Verbindung halten.
„Der Grundgedanke und der Wunsch, einen Ort der letzten Ruhe für Menschen zu schaffen, die sich nach islamischen Riten bestatten lassen möchten, wurde bereits vor vielen Jahren an uns herangetragen“, erinnert sich Annett Topaloğlu, Verwaltungsleiterin des Friedhofes. Propst Philip Graffam hatte sich bereits in seiner Zeit als Gemeindepastor in der Kirchengemeinde Lauenburg für die Idee stark gemacht.
Sowohl in der Kirchengemeinde Lauenburg als auch in der Türkischen Gemeinde wurden die Wünsche und Ideen besprochen und die Entscheidungen getroffen, ein muslimisches Grabareal einzurichten. „Neben unseren Themengärten haben wir einen Bereich mit reiner Erde freihalten können, da der Wunsch nach dem muslimischen Grabfeld schon länger bekannt war“, erläutert Uwe Pusback, gärtnerischer Leiter der auffällig gepflegten Areale auf dem Friedhof. „Reine Erde“ bedeutet, dass in den neuen Gräbern vorab keine Menschen bestattet wurden. Zum islamischen Ritus gehört es ebenfalls dazu, dass die Verstorbenen in einem Leinentuch beigesetzt werden. Das Grab muss so ausgerichtet sein, dass die rechte Seite Richtung Mekka zeigt. Die Verstorbenen werden dann so gebettet, dass sie nicht in den Himmel, sondern in Blickrichtung Richtung Süd-Osten liegen.
Beisetzung in Richtung Mekka
Mit seinem „Greenteam“ hat Uwe Pusback nun ein 450 Quadratmeter großes Areal für die neue Bestattungsfläche geschaffen, das mit einer Buchenhecke eingefriedet ist. „Wir stehen deutlich in der Spannung zwischen Tradition und Veränderung, dürfen aber auch keine Scheu haben, etwas Neues zu wagen“, sagt Annett Topaloğlu. Und: „Dieses Projekt liegt uns sehr am Herzen, da es einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung eines friedlichen und respektvollen Miteinanders der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften in unserer Stadt darstellt; ganz gleich, welcher Konfession sie angehören“.
Andacht mit Pastor und Imam
Eine „Gartenlage“ und eine „Rasenlage“ stehen auf dem neuen Grabareal zur Verfügung. „In der Gartenlage pflegen die Angehörigen die Gräber selbst, in der Rasenlage erfolgt die Pflege durch unser Team“, erläutert Uwe Pusback. Alle Informationen dazu und über die gesamte Friedhofsanlage sind unter www.friedhof-lauenburg.de oder direkt im Friedhofsbüro an der Lütauer Chaussee 2 zu erhalten.
Zu der gemeinsamen Andacht am Mittwoch, 11. September, ab 18 Uhr vor Ort mit Pastor Hans-Christian Baden-Rühlmann und dem Imam der Türkischen Gemeinde Suat Bayar sind alle interessierten Lauenburgerinnen und Lauenburger und Menschen, die sich der Stadt verbunden fühlen, eingeladen.