„Der andere darf uns nicht egal sein“ - Interview zum Abschied von Pröpstin Frauke Eiben

Freundlich und wertschätzend: Pröpstin Frauke Eiben hat den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg in ihrer 14-jährigen Amtszeit maßgeblich mitgestaltet. Foto: Guido Kollmeier
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Ratzeburg (LOZ). Nach 14 Jahren geht Pröpstin Frauke Eiben in den Ruhestand. Am Sonntag, 26. Juni, wird sie in einem Gottesdienst um 15 Uhr im Ratzeburger Dom offiziell verabschiedet. Über Veränderungen, Konstanten und Verbundenheit im Glauben erzählt die Theologin im Interview.

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Die evangelische Kirche befindet sich in einem rasanten Veränderungsprozess. Wenn Sie auf die 14 Jahre als Pröpstin des Kirchenkreises im Herzogtum Lauenburg zurückblicken: Was finden Sie gut, das sich verändert hat?

Durch die Fusion der beiden Kirchenkreise Lübeck und Herzogtum Lauenburg ist viel Gutes entstanden, das es so vorher nicht gab. Aus kleinen Einzelwerken im Herzogtum, wie der Bibelgesellschaft, dem Frauenwerk, dem Martin-Luther-Bund und dem Jugendpfarramt sind die Dienste und Werke des Kirchenkreises entstanden. Sie sind heute ein eigener Ort, an dem das Evangelium verkündet wird -, zusätzlich zu den Kirchengemeinden. Die Dienste & Werke haben Querschnittthemen identifiziert, die sie zielgruppenorientiert mit Leben füllen. Einsamkeit und Seelsorge sind nur zwei große Schlaglichter, die am Telefon, im Krankenhaus, auf der Flucht genauso aufblitzen wie in der Jugend- und Frauenarbeit und im Diakonischen Werk. Davon hat auch das Herzogtum Lauenburg profitiert.

Gibt es weitere Beispiele?

Ja, im Bereich der Kindertagesstätten haben wir einen großen Professionalisierungsprozess auf den Weg gebracht. Wenn ich auf die Kirchengemeinden in der Propstei schaue, dann freue ich mich sehr über den Aufbruch im Sachsenwald und die Zusammenarbeit in der Region 1. Da passiert ganz viel, dass das Bild von Kirche nachhaltig verändern wird. Das macht Mut und inspiriert hoffentlich noch mehr Gemeinden, notwendige Veränderungen anzugehen.
Übrigens: Auch der Kirchenkreis selbst hat sich weiterentwickelt und die Gemeinden können zentral auf fachliche Kompetenz zu den Themen wie Prävention, Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising oder Klimaschutz zugreifen. Zusammen mit meiner Kollegin Pröpstin Petra Kallies haben wir eine geistliche Teamleitung entwickelt, in dem wir das pröpstliche Amt gemeinsam vertreten.

Bei aller Veränderung: Gibt es Konstanten, über die sie froh sind?

Ich schätze sehr die selbstbewussten Kirchengemeinden. In vielen von ihnen ist Tradition gelebt, wird wertgeschätzt und weiterentwickelt. Das wird besonders in den Gottesdienstfeiern deutlich, die immer wieder einladen, Gemeinschaft zu finden. Die Gemeinden bilden zusammen mit der Diakonie ein verlässliches dezentrales Netzwerk, das in der Fläche relevant ist.

Spielt die evangelische Kirche im gesellschaftlichen Kontext eine Rolle?

Seitdem ich Pröpstin hier im Lauenburgischen bin, habe ich im öffentlichen Raum eine hohe Wertschätzung von Kirche gespürt – von den Bürgermeistern, über den Kreis bis in die Schul- und Soziallandschaft. Die Kirche ergänzt hier die Agenden bei den Themen Flucht und Asyl, Kita, Diakonie.

In der Region als Pröpstin des Kirchenkreises verwurzelt, sind Sie auch immer in der weltweiten Kirche unterwegs. Erst vor kurzem waren sie in Indien. Warum ist das wichtig?

Wir sind immer nur ein Teil. Und in der Ökumene verbinden wir uns mit Christen, die den Glauben anders leben. Das macht uns reicher. Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter und ihr Ehemann Dr. Philip Potter haben mir das Fenster zur Welt geöffnet. In der Ökumene sind wir miteinander verbunden, lernen voneinander und fühlen uns verantwortlich füreinander. Der andere darf uns nicht egal sein. Das gilt für meinen Nachbarn im Kirchenkreis genauso wie weltweit. Das ist ein wesentliches Kennzeichen von Kirche. Das war und ist mir sehr wichtig.

Mit Übergängen, Veränderungen und Abschieden kennen Sie sich also bestens aus. Was haben Sie sich denn für Ihren Ruhestand vorgenommen?

Den letzten Beitrag auf meinem facebook-Account werde ich wohl am Tag der Verabschiedung absetzen. Dann lösche ich die Seite und mache erst einmal Urlaub. Zwei Ehrenämter werde ich danach weiter ausüben. Ich habe den Vorsitz im Indienausschuss im Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche. Dort beschäftigt uns die Frage, wie Partnerschaft in der neuen Zeit funktioniert – immerhin ist diese Verbindung mit 150 Jahren die älteste der Nordkirche.
Zusammen mit Julika Koch, Annette Reimers-Avenarius und Sabine Denecke möchte ich das System „Healing of memories“ in Deutschland heimisch machen. Es ist in Südafrika entstanden und stellt u.a. die Frage „Wie hat die Geschichte meines Landes meinen Glauben geprägt?“

Zum Schluss: Was wünschen Sie dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg für die Zukunft?

Weiterhin eine Kultur der Wertschätzung und Freundlichkeit – dadurch sind wir auch ein Modell für die Gesellschaft. Das ist Arbeit, die sich lohnt, denn sie ist nachhaltig.

Weitere Informationen über Pröpstin Frauke Eiben:
https://www.kirche-ll.de/kirchenkreis/leitung/proepstin-frauke-eiben.html

Kurznachrichten aus der Region


Sprechstunden der Behindertenbeauftragten
Die nächsten Sprechstunden der Kreisbehindertenbeauftragten Kirsten Vidal finden an folgenden Terminen statt:
Donnerstag, 25. April, von 14 bis 15.30 Uhr im Rathaus in Wentorf bei Hamburg, Hauptstraße 16.
Montag, 6. Mai, von 12 bis 16 Uhr im Raum 176 des Kreishauses, Barlachstraße 2, in Ratzeburg. Dort ist sie auch unter der Nummer 04541 / 888-493 telefonisch erreichbar.


Wentorfer Demo für Demokratie und Menschlichkeit
Unter dem Motto „Wentorf zeigt Gesicht“ findet am Sonntag, 28. April, um 15 eine Kundgebung auf dem Platz vor dem Rathaus statt. Eine Arbeitsgruppe aus allen Wentorfer Parteien hat ein breites gesellschaftliches Bündnis organisiert, das sich in die große Bewegung zur Verteidigung von Demokratie und Menschlichkeit einreiht. Das Format soll eine Kundgebung mit kulturellem Programm sein. Die Poetry Slam AG vom Gymnasium kommt mit einem Mini-Poetry-Slam. Es gibt Musik und Redebeiträge u.a. von der Bürgermeisterin Kathrin Schöning und Pastor Klein von der evangelischen Gemeinde. Die Veranstalter rufen zu friedlicher Teilnahme auf und freuen sich auf eine positive Stimmung bei hoffentlich schönem Frühlingswetter.


Beratung des Pflegestützpunktes in Wentorf
Der Pflegestützpunkt im Kreis Herzogtum Lauenburg bietet jeden 2. Donnerstag im Monat im Rathaus, Hauptstraße 16, von 14 bis 16 Uhr, individuell, kostenfrei und unabhängig Beratungen rund um das Thema Pflege und Vorsorge an. Lars Koßyk vom Pflegestützpunkt Im Kreis Herzogtum Lauenburg nimmt sich Zeit für vertrauliche Gespräche, berät zu den bestehenden Angeboten und unterstützt bei der Organisation von Hilfen. Persönliche Beratungen vor Ort sind nur unter telefonischer Terminvereinbarung vorab unter Einhaltung der Hygieneregeln möglich. Der Pflegestützpunkt ist telefonisch erreichbar unter 04152 / 80 57 95 oder per E-Mail unter info@pflegestuetzpunkt-herzogtum-lauenburg.de


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