Im Marien-Pfarrsprengel ist ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt erarbeitet worden. Drei Jahre lang haben Haupt- und Ehrenamtliche an dem Konzept gefeilt. Foto: Marien-Pfarrsprengel
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„Täter sollen es bei uns schwer haben“ – Gelebtes Konzept für mehr Sicherheit

(bm). Nach drei Jahren intensiver Arbeit stellen die vier Kirchengemeinden des Mariensprengels – Berkenthin, Nusse-Behlendorf, Sandesneben und Siebenbäumen – ihr gemeinsames Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt vor. Mit dem Ziel, Schutz nicht nur auf dem Papier, sondern konkret im Alltag umzusetzen, setzen sie ein starkes Zeichen: Für mehr Achtsamkeit, mehr Transparenz – und für eine Kirche, in der Menschen sich sicher fühlen können.

„Ein Schutzkonzept allein verhindert noch keine Grenzverletzungen – erst wenn es im Alltag gelebt wird, entfaltet es seine Wirkung“, sagt Pastor Oliver Erckens. „Uns war wichtig, ein Konzept zu schaffen, das in unsere Strukturen passt – und das von allen mitgetragen wird.“

Drei Jahre intensive Arbeit

Die vier Kirchengemeinden haben sich bewusst dafür entschieden, ein gemeinsames Konzept zu entwickeln – auf Grundlage vieler bereits gewachsener Verbindungen in der Kinder- und Jugendarbeit, der Konfi-Arbeit und im gottesdienstlichen Leben. „Es gibt viele Überschneidungen in unserer Arbeit. Darum war schnell klar: Einheitliche Standards helfen uns allen“, so Kirsten Bauer-Muell, KGR-Vorsitzende in Nusse.

Drei Jahre lang haben Ehren- und Hauptamtliche an verschiedenen Bausteinen des Konzepts gearbeitet. Pastor Jaan Thiesen berichtet: „Die Beteiligung möglichst vieler Menschen war uns ein großes Anliegen. Aber am Ende mussten wir all das auch wieder bündeln. Das war herausfordernd – aber wichtig für die Akzeptanz und das Vertrauen.“

Leicht war das Thema nicht – aber umso dringlicher, darin Klarheit und Handlungsfähigkeit zu gewinnen. „Bei der Arbeit am Konzept wurde immer wieder deutlich, wie notwendig es ist, sich mit sexualisierter Gewalt auch im kirchlichen Raum auseinanderzusetzen“, sagt Pastorin Doris Pfeifer. „Es gab Betroffenheit, Widerstände – und die schwierige, aber zentrale Erkenntnis: Ja, auch bei uns kann so etwas geschehen. Und genau deshalb brauchen wir Schutzstrukturen.“

„Täter sollen es schwer haben”

Dabei ging es nicht um eine theoretische Vorlage, sondern um ein konkretes Instrument, das in der Praxis wirkt. Jessica Kock und Janina Timmermann von der Fachstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt des Kirchenkreises begleiten diesen Prozess. „Ein gelebtes Schutzkonzept gilt derzeit als das stärkste Instrument gegen sexualisierte Gewalt“, betonen sie. „Es reicht nicht, wenn es nur in der Schublade liegt. Es muss in den Köpfen, Herzen und im Handeln aller verankert sein.“

Fachstelle hat Prozess aktiv begleitet

Dazu gehört eine gründliche Risikoanalyse – also die bewusste Auseinandersetzung mit Situationen, Räumen und Strukturen, in denen Grenzen leicht überschritten werden könnten. Ergänzend werden vorhandene Schutzmechanismen sichtbar gemacht und gestärkt. Ziel ist es, sprachfähig zu werden, achtsam miteinander umzugehen, klare Zuständigkeiten zu schaffen und handlungsfähig zu sein, also den nächsten kleinen Schritt zu kennen, zu wissen, an wen ich mich wenden und wo ich mir Hilfe holen kann.

Die vier Kirchengemeinden haben das Schutzkonzept nun offiziell eingeführt. Es liegt in den Kirchenbüros zur Einsicht aus. Zusätzlich wurde ein Flyer mit einer Zusammenfassung, dem Verhaltenskodex und dem Beschwerdeverfahren an die Gemeindemitglieder verteilt.

Für die Menschen in der Region bedeutet das keine plötzlichen Veränderungen, aber ein wachsendes Gefühl von Sicherheit. „Wir entwickeln eine besondere Aufmerksamkeit für Machtverhältnisse und Grenzverletzungen – zum Beispiel auf dem KonfiCamp, wo alle Verantwortungstragenden entsprechend geschult werden“, erklärt Jugenddiakonin Svenja Völzke. „Wenn Menschen sagen: ‚Ich fühle mich sicher. Ich finde hier Unterstützung.‘ Dann wissen wir, dass sich unsere Arbeit gelohnt hat.“

Info-Veranstaltung am 4. Juli

Das Präventionsgesetz der Nordkirche verpflichtet alle kirchlichen Träger zur Entwicklung und Umsetzung eines solchen Schutzkonzepts. Im Mariensprengel ist daraus ein gemeinsames Projekt geworden. Interessierten Personen im Mariensprengel wird das Schutzkonzept im Rahmen einer öffentlichen Infoveranstaltung am Freitag, 4. Juli, ab 18 Uhr im Alten Pastorat in Berkenthin vorgestellt.

Kurznachrichten aus der Region


Sprechstunden der Kreisbehindertenbeauftragten
Die nächsten Sprechstunden der Kreisbehindertenbeauftragten Kirsten Vidal finden an folgenden Terminen statt:
Donnerstag, 26. Juni, von 14 bis 15.30 Uhr im Rathaus in Wentorf bei Hamburg, Hauptstraße 16.
Montag, 7. Juli, von 12 bis 16 Uhr im Raum 176 des Kreishauses, Barlachstraße 2, in Ratzeburg. Dort ist sie auch unter der Nummer 04541 / 888-493 telefonisch erreichbar.


Beratung des Pflegestützpunktes in Wentorf
Der Pflegestützpunkt im Kreis Herzogtum Lauenburg bietet jeden 2. Donnerstag im Monat im Rathaus, Hauptstraße 16, von 14 bis 16 Uhr, individuell, kostenfrei und unabhängig Beratungen rund um das Thema Pflege und Vorsorge an. Lars Koßyk vom Pflegestützpunkt Im Kreis Herzogtum Lauenburg nimmt sich Zeit für vertrauliche Gespräche, berät zu den bestehenden Angeboten und unterstützt bei der Organisation von Hilfen. Persönliche Beratungen vor Ort sind nur unter telefonischer Terminvereinbarung vorab unter Einhaltung der Hygieneregeln möglich. Der Pflegestützpunkt ist telefonisch erreichbar unter 04152 / 80 57 95 oder per E-Mail unter info@pflegestuetzpunkt-herzogtum-lauenburg.de


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