Büchen (wre). Am 13. November können die Büchener Bürger darüber abstimmen, ob das Ackerland Steinkrüger Koppel in ein Gewerbegebiet umgewandelt wird. Die Abstimmung darüber wurde von einer Bürgerinitiative erwirkt. Wer gegen das Gewerbegebiet ist, muss dann für den Antrag der Bürgerinitiative mit Ja stimmen. Wer für den Bau des Gewerbegebietes ist, muss sein Kreuz bei Nein setzen.
Beide Seiten tragen derzeit ihre Argumente vor, um die Abstimmung für sich zu gewinnen. Ein Kritikpunkt der Bürgerinitiative ist, dass Büchen kein Einfluss auf die Vergabe der Grundstücke hat, dass die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg (WFL) dies im Alleingang vornehmen könnte. Tatsächlich gibt es darüber auch keinen schriftlichen Vertrag. Denn seit der Zulassung des Bürgerentscheides darf an dem Projekt Steinkrüger Koppel nicht weitergearbeitet werden. Es dürfen auch keine Verträge bis zum Votum der Bürger geschlossen werden.
Die LOZ hat bei der Geschäftsführerin der WFL, Michaela Bierschwall, nachgefragt, ob Büchen mitentscheiden kann, wer Gewerbegrundstücke auf der Fläche erhält und wie sie die gewerbliche Entwicklung einschätzt.
LOZ: Wie wichtig sieht die WFL die Ausweisung und Vermarktung des Geländes Steinkrüger Koppel an (auch in Hinblick auf Arbeits- und Ausbildungsplätze)?
Michaele Bierschwall: Für die WFL ist die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen eine sehr wichtige Aufgabe. Zurzeit können wir fast nur noch im neuen Gebiet in Grabau Flächen anbieten. Lanken und Geesthacht bieten nur noch wenige Restflächen, die teilweise auch schon optioniert sind. Das gleich gilt für Geesthacht.
Gern möchten wir durch weitere Gebiete Unternehmen die Möglichkeit zur Entwicklung bieten. Erweiterungen sind bei vielen Unternehmen nur durch einen Flächenkauf möglich. Auch für junge Unternehmen, die nach einer Startphase sich verfestigen möchten, muss eine Ansiedlung im Kreis möglich sein. Dies können wir dauerhaft nicht gewährleisten, wenn wir nicht an der Entwicklung moderner und nachhaltiger Gewerbegebiete arbeiten. Wir haben in den vergangenen Jahren häufig Unternehmen abweisen müssen, weil entweder gewünschte kleinere Flächen oder überhaupt keine Grundstücke verfügbar waren.
Und dann geht es selbstverständlich um Arbeitsplätze. Der Kreis hat einen hohen Auspendleranteil, der doppelt so hoch ist, wie die Zahl der Menschen, die zum Arbeiten in den Kreis kommen. Hier wollen wir gern gegensteuern und gerade in Zeiten, wo die Lebenshaltungs-, Energie- und Benzinkosten so hoch sind, ist das wichtig. Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf das Generieren eigener Fachkräfte, in dem sie ausbilden. Wir unterstützen diese Bestrebungen durch unser Projekt "Praktikum Hansebelt". Wer einen Praktikumsplatz anbietet, bildet in der Regel auch aus. Praktikanten und Azubis sind meist noch nicht so mobil, dass ein größerer Radius möglich ist, daher ist das Angebot vor Ort und in der Region extrem wichtig. Dies wird auch durch die Kooperation mit den Schulen deutlich. Wir sind hier insbesondere in Büchen Unterstützer bei den Praktikumswochen.
Gäbe es aus Sicht der WFL alternative Standorte?
In Büchen nicht….
Wie schätzt die WFL die Gewerbeentwicklung und Gewerbesteueraufkommen ein?
Die Entwicklung sehen wir durchaus positiv. Es gibt bereits jetzt Interessenten, die für ihr Unternehmen das Gebiet präferieren. Das Gewerbesteueraufkommen wird sich natürlich positiv entwickeln, wenn sich weitere Unternehmen in Büchen ansiedeln oder die Möglichkeit zum Wachstum bekommen.
Der Hauptausschuss Büchen hat dafür Votiert, dass Büchen ein Mitspracherecht bei der Vergabe der Grundstücke hat. In wie weit hält sich die WFL daran gebunden
Selbstverständlich hält sich die WFL an die mit der Gemeinde Büchen vertraglich festzulegenden Absprachen bei der Vergabe! Für die WFL kann die Entwicklung nur in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit funktionieren. Dies praktizieren wir bereits sehr erfolgreich in Grabau, wo genau das passiert: Nach Vorliegen einer schriftlichen Projektskizze wird das Vorhaben der Gemeindevertretung vorgestellt, diskutiert und entschieden. Die WFL wird nicht allein entscheiden, wer ein Grundstück in Büchen bekommt, sondern gemeinsam mit der Gemeindevertretung.