(LOZ). Der 9. November, der Jahrestag der Reichsprogromnacht im Jahre 1938, steht für das Gedenken an den millionenfachen Mord an unseren jüdischen Mitbürger.
Eine von ihnen war Aenne Raaz (geborene Borchardt). Sie lebte mit ihrem Mann Ewald Raaz in Ratzeburg, in der Lübecker Straße 19. Bevor sie nach Ratzeburg kam, lebten sie und ihr Ehemann in Berlin. Im Jahr 1936 zogen sie, in der Hoffnung auf mehr Schutz vor dem Regime, nach Ratzeburg.
Als sie dennoch 1945 den Deportationsbefehl bekam, zog sie es vor, sich mittels Gift das Leben zu nehmen, auch um ihre Tochter und Enkel zu schützen. Sie starb am 18. Februar 1945.
Nur noch ihre Enkelin, die bis zu ihrer Heirat weiter in der Lübecker Straße 19 gelebt hat, erinnert sich persönlich an sie – wenn auch nur in vereinzelten Bildern und Gefühlen, da sie zum Zeitpunkt ihres Todes erst 5 Jahre alt war. In ihren ersten Jahren war die Großmutter ihre wichtigste Bezugsperson, der Inbegriff für Wärme und Geborgenheit.
Über das Schicksal von Aenne Raaz war, im Gegensatz zum Schicksal anderer jüdischer Familien, z.B. den Rosenbergs, lange sehr wenig bekannt.
Das änderte sich, als die Klasse 10d der Lauenburgischen Gelehrtenschule (LG) Ratzeburg gemeinsam mit dem Stadtarchivar Christian Lopau im Winter 2012 begann, ihr Schicksal zu erforschen. Das Projekt fand seinen Abschluss am 18. Februar 2013, dem Todestag von Aenne Raaz, mit einer Gedenkfeier in der Aula der LG.
Am 12. August 2013 wurde dann zum Gedenken an Aenne Raaz vor dem Haus, in dem sie gelebt hatte und gestorben war, ein Stolperstein verlegt.